Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. 
Rafael. 
Gegenstand "und bildete ihn im Geiste der grossartigsten Schönheit um, 
so weit es bei dem herben Symbol möglich war. Durch die Ver- 
schiebung der Gestalt des Gottvaters bringt er erst den klaren Ans- 
druck des Schwebens hervor; die aufgehobenen Arme, von zwei Engel- 
kindern unterstützt, geben das Gefühl eines ganz übermächtigen Seg- 
nens; Gottvater thront nur auf dem Adler, denn Löwe und Stier, auf 
welche seine Füsse sinken, sind bloss geschickt hinzugeordnet; sie 
blicken nebst dem anbetenden Matthäusengel empor; Gottvater sieht 
aber nur letztern an. Man kann dieses verschiedene Verhalten zu den 
vier Sinnbildcrn willkürlich nennen; hätten wir aber nur viel von die- 
ser Willkür!  Das Bild möchte etwa in die Zeit der ersten Ah- 
theiluxigen der Loggien fallen. (Das florent. Exemplar wird mannig- 
afach angezweifelt, dasjenige welches 1852 im Besitz des Capitiins 
Piela in Venedig war, von geübten Augen vorgezogen.) 
Das zweite Werk giebt das Übernatürliche durch Spiegelung in 
deiner Genossenschaft von Heiligen: die berühmte h. Cacilia (in der 
Piuacothek von Bologna, gemalt um 1515). Auf der Erde liegen die 
weltlichen Toninstrumente, halbzerbrochen, saitenlos; selbst die fromme 
Orgel sinkt_aus den Händen der Heiligen; Alles lauscht dem oben in 
den Lüften nur angedeuteten Engelchor. Dieser wunderbar improvi- 
sirten, obern Gruppe gab Rafael den Gesang, dessen Sieg über die 
Instrumente hier dem an sich unmalbaren Sieg himmlischer Töne 
über die irdischen mit einer wiederum bewundernswerthen Symbolik 
substituirt wird. Cücilia ist mit grosser Weisheit als reiche, auch 
sinnlich gewaltige Bildung gegeben; nur so (z. B. nicht als nervös 
interessantes Wesen) konnte sie den Ausdruck des vollen Glückes 
ohne Aufregung darstellen. Auch ihre fürstliche Kleidung ist gerade 
für den hier gewollten Zweck wesentlich und steigert eben jenen 
Ausdruck der völligen Verlorenheit in ruhigem Entzücken. Paulus, 
innerlich erschüttert, stützt sich auf das Schwert; die gefaltete Schrift 
in seiner Hand deutet an, dass in Gegenwart der himmlischen Har- 
monien auch die geschriebene Offenbarung als eine erfüllte schweigen 
dürfe. Johannes, in leisem Gespräch mit S. Augustin, beide verschic- 
den erregt zuhörend. Magdalena endlich ist (offen gesagt) absichtlich 
theilnahmlos gebildet, um die leise Scala des Ausdruckes in den vier 
Übrigen dem Beschauer recht zum Bewusstsein zu bringen, übrigens
	        
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