Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Das jüngste Gericht. 
Die Capella. Paolina. 
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Ganzen eher das Bestimmende gewesen. Michelangelo schwelgt in 
dem prometheischen Glück, alle Möglichkeiten der Bewegung, Stellung, 
Verkürzung, Gruppirung der reinen menschlichen Gestalt in die Wirk- 
lichkeit rufen zu können. Das jüngste Gericht war die einzige Scene, 
welche hiefur eine absolute Freiheit gewährte, vermöge des Schwe- 
bens. Vom malerischen Gesichtspunkt aus ist denn auch sein Werk 
einer ewigen Bewunderung sicher. Es wiire unnütz, die Motive ein- 
zeln aufzählen zu wollen"; kein Theil der ganzen grossen Composition 
ist in dieser Beziehung vernachlässigt; überall darf man nach dem 
Warum? und Wie? der Stellung und Bewegung fragen und man wird 
Antwort erhalten. 
Wenn nun zumaldie Gruppe um den Richter mit ihrem Vor- 
zeigen der Martermstrumente, mit ihrem brutalen Ruf um Vergeltung 
einigen XViderWillen erwecken mag; wenn der Weltrichter auch nur 
eine Figur ist wie alle andern, und zwar gerade eine der befangen- 
sten;  immer noch bleibt das Ganze einzig auf Erden i). . 
Die beiden grossen Wandgemälde in den nahen Capella Pao- a. 
lina, Pauli Bekehijung und die Kreuzigung des Petrus, aus der spä- 
testen Zeit Miehelangelds, sind durch einen Brand entstellt und so 
schlecht beleuchtet (vielleicht am erträgiichsten Nachmittags?) dass 
man sie besser aus den Stichen kennen lernt. In dem erstem ist. die 
Geberde des oben erscheinenden Christus von einer zwingenden Ge- 
walt, der gestürzte Paulus eines der trefflichsten Motive des Meisters. 
Staffeieibilder giebt es bekanntlich keine von seiner Hand, 
mit einziger Ausnahme eines frühen Rundbildes der heil. Familieh 
in der Tribune der Uffizien. Die gesuchte Schwierigkeit (die knieende 
Maria hebt das Kind vom Schooss des hinter ihr sitzenden Joseph) 
ist nicht ganz besiegt; mit einer Gesinnung dieser Art soll man über- 
 Für den Zuysxtand des Werkes vor der Übcrmalung, welche Daniel da Vol- 
terra auf Pauls IV Befehl unternahm, ist eine Copie des Marcello Venusti 
im Museum von Neapel, trotz auffallender Freiheiten, die wichtigste Urkunde.
	        
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