Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Llonardo da. Viuci. 
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grosse LIaler bereits genannt haben. Man kann sagen, dass die be- 
schränkte Lebenszeit Rafaels (1483-1520) alles Vollkommenste hat 
entstehen sehen, und äass unmittelbar darauf, selbst bei den Grössten, 
die ihn überlebten, der Verfall beginnt. Allein jenes Vollkommenste 
ist zum Trost und zur Bewunderung für alle Zeiten geschahen und 
sein Name ist Unsterblichkeit. 
Lionardo da Vinci (1452-1519), der Schüler Verocchids, 
sichert der florentinischen Schule den wohlverdienten Ruhm, dass aus 
ihrer Mitte zuerst der befreiende Genius emporstieg. Eine Wunderbar 
begabte Natur, als Architekt, Bildhauer, Ingenieur, Physiker und Ana- 
tom überall Begründer und Entdecker, dabei in jeder andern Be- 
ziehung der vollkommene Mensch, riesenstark, schön bis ins hohe Al- 
ter, als Musiker und Improvisator berühmt. Man darf nicht sagen, 
dass er sich zersplittert habe, denn die vielseitige Tlhätigkeit wariihm 
Natur. Aber bejammern darf man, dass von seinen Entwürfen in allen 
Künsten so wenig zu Stande gekommen und dass von dem Wenigen 
das Beste untergegangen oder nur noch als Ruine vorhanden ist. 
Als Maler umfasst er wiederum die am meisten entgegengesetz- 
ten Begabungen. Rastlos bemüht, sich die Ursachen aller leiblichen 
Erscheinungen und Bewegungen durch die Anatomie klar zu machen, 
wendet er sich mit unvergleichlich rascher und sicherer Auffassung 
ebenso auf den geistigen Ausdruck und verfolgt denselben vom Himm- 
lisch-Reinen bis in alle Tiefen des Verworfenen und Lächerlichen. 
Seine Federskizzen, deren Viele in der Ambrosiana zu Mailand aus-a 
gestellt sind, geben hiezu die reichlichsten Belege.  Zugleich aber 
ist in ihm die schönste Schwiirmerseele mit der gcwaltigsten Kraft des 
Gedankens und mit dem höchsten Bewusstsein von den Bedingungen 
der idealen Composition verbunden. Er ist wirklicher als alle IPrüheru 
wo das NVirkIiche gestattet ist, und dann wieder so erhaben und frei 
wie Wenige in allen Jahrhunderten. 
Seine friihsten erhaltenen Werke 1) sind Porträts, imd an diesen 
lässt sich auch seine cigenthümliche Malweise am genausten verfolgen. 
 Der Medusenkopf in den Uffizien ist, wie ich glaube, nicht nur nicht die von ; 
Vasari geschilderte Jugendarbeit Lis, sondern nicht einmal eine Gopie da-
	        
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