Glasmalerei.
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In Florenz ist das grosse Chorfenster von S. Maria n0vella, vona
Alessandro Fiorentino (etwa Sandro Bottice1li?), aus dem Jahr
1491, nur von mittlerm Werthe; dagegen kann das Glasgemälde der
nächst anstossenden Cap. Strozzi das beste von Florenz heissen; es
scheint mit sammt den Fresken von Filippino Lippi componirt.
Einige gute kleinere Arbeiten auch in S. Spirito, in der Cap. de'b
Pazzi bei S. Croce, in S. Francesco a1 monte, in S. Lorenzo etc., vonc
einem kenntlichen gemeinsamen Typus, Welcher die Composition eines
Florentiners und die Ausführung eines Nordländers zu verrathen scheint.
Lu cca besitzt in den herrlichen Chorfenstern des Domes vielleichtd
das Beste dieser ganzen Richtung; sie erinnern am Meistenifan die
Fenster der Cap. Strozzi. Auch die übrigen Glasgemälde dieses D0-
mes sind von den bessern. In S. Paolino einiges Gute in der Arte
der oben (diese Seite: b, c) genannten, etwa um das Jahr 1530. Im
Baptisterium bei S. Giovanni das Rimdfenster mit der Gestalt desf
Täufers, erst vom Jahr 1572.
In Arezzo sind die schönen Glasgemälde der Annunziata nochg
aus dem XV. Jahrh.; im Dom aber begegnet man dem namhaftestenh
Glasmaler der rafaelischen Zeit, WV ilhelm von Marseille. Es ist
derselbe, welcher zu Rom die beiden Seitenfenster des Ohores voni
S. M. del popolo mit Geschichten Christi und der Maria schmückte,
damals, unter Julius II, wahrscheinlich nach Compositionen eines
tüchtigen umbrischen Meisters. Später, im Dom von Arezzo mag er
andern Vorlagen oder seiner eigenen Erfindung gefolgt sein; genug,
sein Styl ist hier im Ganzen derselbe, welcher die damals in Italien
arbeitenden Niederländer eharakterisirt. Die Grenzen der Gattung,
welche sich möglichst einer architektonischen Ruhe zu befleissigen hat
nicht nur um nicht mit dem Stabwerk gothischer Fenster zu c0l-
lidiren, sondern um nicht zu ihrer ungeheuern Farbengewalt noch
andere verwirrende Eindrücke zu häufen diese Grenzen sind hier,
wie so oft in der Glasmalerei des XVI. Jahrh. völlig verkannt; es
sind Gemälde auf Glas übertragen I).
1) Im milllern Fenster der Fassade der Anima zu Rom soll noch eirw MRdOIIIIäI
von Wilhelm vorhanden sein.