Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Grössere Compositlonen. 
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Den Vorrath im Ganzen betrachtet, wird man, wie gesagt, an- 
nehmen können, dass das Beste durchgängig griechischen Originalen 
nachgebildet sei, Welche der Küntsler auswendig lernte und mehr oder 
weniger frei reproducirte. Von Durchzeichnen und Schabloniren war 
wohl keine Rede; wer das Einzelne so meisterlich keck hinzumalen 
wusste, bedurfte auch für die ganze Gestalt der eigentlichen Krücken 
nicht. Die Malereien von erweislich römischer Composition (z. B. die 
Scenen des pompejanischen Stadtlebens, im Durchgang vom ersten in a 
den zweiten der Säle rechts, und die beiden Isisfeste, zweiter Saal,b 
Fensterwand) stehen, auch wenn die geringe Ausführung bloss zu- 
fallig sein sollte, jedenfalls in der Erfindung tief unter dem Übrigen. 
Nehmen wir die grössern Bilder mythologischen Inhaltes (be- 
sonders im genannten zweiten Saal rechts) als massgebend an, so er-c 
giebt sich für die Behandlung etwa Folgendes. Das Einzelne ist nir- 
gends bis zur völligen Wirklichkeit durchgeführt, das Wesentliche 
aber mit grosser Energie in Wenigem gegeben. Auch in den Köpfen 
ist neben bedeutenden Zügen viel nur Allgemeines, was indess auf die 
Rechnung des Ausführenden, auch wohl auf die seiner Technik kom- 
men mag. Die letztere ist bekanntlich, was das Chemische betriift, noch 
ein Geheimniss; der Auftrag erscheint fast durchgängig sehr frei und 
furchtlos. Der Raum richtet sich durchgängig nicht nach der iiussern 
Wirklichkeit, sondern nach dem höhern Bedürfniss der Composition; die 
Angabe des architektonischen oder landschaftlichen Hintergrundes er- 
hebt sich in der Regel nicht weit über eine blosse Andeutung (Iphi- 
gcniens Opfer, daselbst) 5 die perspectivische Vertiefung wird willkür- 
lich so gedacht, dass die entferntern Figuren wie auf einem erhöhten 
Plan erscheinen (Erkennung AchilPs, daselbst). Das Licht fällt con- 
sequent von einer Seite herein. Die künstliche Gruppenbildung der 
neuem Malerei mit ihren Übergängen in den Formen und ihren Con- 
trasten in den Lichtmassen fehlt noch völlig; vorwiegend macht sich 
das Streben geltend, die Gestalten möglichst vollständig sprechen zu 
lassen und desshalb auseinander zu halten. Figurenreiche Gruppen 
aber, wo sie vorkommen, erscheinen hoch übereinander geschichtet 
(der Dichter, welcher den Schauspieler-n sein Drama einlernt, daselbst). 
1m Ganzen wird man in diesen und den übrigen grössern Composi- 
tionen immer grosse Ungleichheiten finden. Es giebt einige, in wel- 
B. Cicervne. 46
	        
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