Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Altniederländische und altdentsche Meister. 
Jahrzehnd früher bethätigt als Masaccio. Schon bei Lebzeiten der 
beiden Brüder scheinen einige jener Bilder nach Neapel gelangt zu 
sein, welche dann auf die dortige Schule einen so grossen Einfluss 
aausübten. Der heil. Hieronymus mit dem Löwen in seiner höchst 
wirklichkeitsgemäss dargestellten Studirstube (Museum von Neapel) 
ist in neuerer Zeit als eines der überaus seltenen Werke des Hubert 
van Eyck anerkannt werden; möglicher Weise die frühste reali- 
stische Prodnction, welche überhaupt auf italienischem Boden vor- 
handen war. Welches Staunen musste die Künstler Neapels ergreifen, 
als sie die ersten ganz lebenswahr wiedergegebenen Figuren in einer 
miniaturartig gewissenhaften Örtlichkeit vor sich sahen. Ein solcher 
Fortschritt in die Wirklichkeit wäre schon an sich immer der popu- 
lären Bewunderung sicher, auch ohne Huberts "tiefen Ernst. (Die An- 
bbetung der Könige in der Kirche des Castello nnovo, im Chor links, 
ist in neuerer Zeit als das Werk eines spätem Nerdländers unter 
Lionardds Einwirkung erkannt werden; früher galt sie als Werk des 
Joh. v. Eyek.) 
In der Folge war es dann zunächst die sog. Technik, die den 
altflandrischcn Bildern einen bcsondern Werth gab, d. h. jener tiefe 
Lichtglanz der Farben, welcher selbst die prosaiseh aufgefassten Cha- 
raktere und Hergänge mit einem poetisch ergreifenden Zauber umhüllt. 
Sobald als möglich lernte man den Niederländern das "Verfahren ab. 
Das neue Bindemittel, das Öl (und der nicht minder wesentliche Fir- 
niss) war dabei lange nicht die Hauptsache; viel höhere Fragen des 
Colorites (der Ilarmonie und der Contraste) mögen bei diesem Anlass 
ganzsim Stillen erledigt worden sein. 
Ferner imponirtc die dclicate Vollendung, Welche aus jedem guten 
ilandrisehen Bild ein vollkommenes Juwel macht. Endlich gab die. 
flandrischc Behandlung der Landschaft und der in Linien- und Luft- 
perspective (verhältnissmiissig) so vorzüglich Wahren Architekturen 
der italienischen Malerei einen geradezu entscheidenden Anstoss. 
Für die Auffassung im Grossen gewährten die Niederländer den 
Italienern nichts, was diese nicht aus eigenen Kräften schon gehabt 
hätten, wenn auch in anderer Weise. Doch empfand man in den 
Andachtsbildern der Erstcrn gar wohl den gleichmässigern, durch 
kein (über den Gegenstand indiiferentes) Sehönheitsstreben beirrten
	        
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