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Antike Malerei.
Vasen.
vor. Uns sind jedoch nur einige Andeutungen über die künstlerische
Behandlung vergönnt.
Im Ganzen folgt dieser Styl dem griechischen Reliefstyl. Es ist
eine ähnliche perspectivische Entwicklung der Gestalt, ein ähnliches
Princip der Schneidungen, eine ähnliche Erzählungsweise. Die Fi-
guren sind meist auseinander gehalten, ihre Haltung und Geberde
möglichst sprechend. Bei bekleideten Gestalten wurden erst die Glie-
der in raschem Umriss hingezeichnet, dann das äGewand darüber an-
gegeben und zwar von den Falten gerade so viel, als dazu diente,
die Gestalt selbst und zugleich den Gang des Gewandes zu verdeut-
liehen. Die Köpfe sind ohne irgend welche Absicht auf besondern
Ausdruck oder besondere Schönheit sehr allgemein behandelt. Die
Angabe des Raumes musste bei dem gemeinsamen schwarzen Grunde
eine möglichst einfache, symbolische sein. Ein Stern bedeutet hier
schon die Nacht, ein kleiner Vorhang das Zimmer, ein paar Muscheln
oder Delphine die See, eine krumme Reihe von Punkten das unebene
Erdreich, eine Säule mit Gefäss die Ringschule u. s. w. Auch alles
Geräthe, wie z. B. Wagen, Tische u. dgl. ist bloss stenographisch an-
gedeutet, um den Blick für das Wesentliche frei zu halten.
Den höchsten künstlerischen Genuss gewähren in der Regel we-
niger die figurenreichen mythischen Compositionen, als vielmehr eine
Anzahl einzelner und oft wiederkehrender" Figuren, welche eben
wegen ihres anerkannten Werthes immer von Neuem frei wiederholt
wurden. Der Beschauer wird sie in jeder bedeutendem Sammlung
bald herausfinden; wir wollen nur auf einiges Wenige aufmerksam
amachen, was sich z. B. bei einem Gang durch das Museum von Neapel
darbietet.
Aufgestützt sitzende Männer. Tanzende Satyrn. Jünglinge
der Ringschule, nackt oder in Mäntel gehüllt und aufgestiitzt. Schwe-
bende geflügelte Genien. Herrliche springende Bacchanteu. Ein
Sprechender, nackt, den einen Fuss auf einem Felsstück. Sitzende
Frauen mitnacktem Oberleib ,den einen Fuss hinter dem andern, oft von
grosser Schönheit. Schwebende Siegesgöttinnen. Verhüllte Tän-
zerinnen. Mänaden. Die Toilette einer Frau oder Braut, welche
sitzend den Schleier überzieht oder ablegt; unter den Dienerinnen,
Welche Schmuck und Körbchen etc. bringen, bisweilen eine sehr schöne