Malerei des XV. Jahrhunderts.
Venedig.
Die biblischen Ereignisse, welche diese Venezianer malen, sind
meist ausgesucht ruhige Scenen, deren Wesentliches sich schon im
Halbfigurenbild geben liess. Nicht umsonst hat z. B. das Mahl in Em-
maus hier so grosse Gunst genossen, wovon unten.
In dieser Schule bildet sich zuerst das venezianische Colorit
aus. Möglich, dass sie dabei dem Antonello da. Messina, einem
Schüler der van Eyck, Einiges verdankte, der sich längere Zeit in
Venedig aufhielt. (In Italien kenne ich von ihm kein sicheres Bild
aals das Porträt eines schwarzlockigen Mannes im Pelzkleid, in den
bUfiizien. Ein anderes, in der Galerie Manfrin, hängt für die Prüfung
zu hoch.) Jedenfalls hatten schon die Muranesen (S. 7 86) den Grund
gelegt. Ohne sich irgendwo in raflinirte Detailpracht zu verlieren,
findet nun die Schule die Geheimnisse der Harmonie und der Über-
gänge sowohl als der möglichst schönen Erscheinung der einzelnen
Farbe. In letzterer Beziehung erstrebte sie durchaus nicht eine illu-
sionsmässige Stolfbezeiehnung; in den Gewändern giebt sie glühende
Transparenz, im Nackten aber jenes unbeschreiblich Weiche und edle
Leben der Oberfläche, welches theils durch die sicherste, nicht in
schwarzen Schatten, sondern in lauter farbigen Tönen sprechende Mo-
dellirung, theils durch Geheimnisse der Lasirung hervorgebracht wurde
und zwar auf hundert verschiedene Weisen 1). Neben diesen Lei-
stungen erscheint alles Paduanische wie eine längst überwundene
Vorstufe. Der Grösste der Schule, Giov. Bellini, ist es auch im. Co-
lorit und im Vortrag; andere behalten einige Schärfen (Oarpaccio,
selbst Oirna) oder neigen sich dem weichen Zertliessen zu. (Bellini
selbst geht bisweilen auf duftige Leichtigkeit aus.)
i, grossen Meister nicht lmbefangen aneignen können. Glorie des h. Thomas
Bechet, in S. Silvestro zu Venedig, 1. All. 1.; grosses Abendmal (1549)
w, in S. Marlino. über der Thür; in S. Francesco zu Padua die Fresken
der 2. Cap. r. Sein Golorit bleibt venezianisch glühend. Von einem Lands-
1- mann Francesco da Santa Groce, eine Krcuzabnahme vom Jahr 1510
im Pal. Manfrin, ein Abendmahl in S. Francesco della vigna, 2. Cap. l, etc.
H- In den Uflizien ist die dem Bellini zugeschriebene Zeichnung auf Gypsgruud
merkwürdig, welche den Leichnam Christi von 7 Personen umgehen darstellt.