Squarclone.
Piero della. Prancesca.
Perrarosen.
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in derjenigen Weise verklärt, welche dem Sinn des Jahrhunderts zu-
sagte. Eine untere Bilderreihe stellt lauter Handlungen Borsds dar,
auch sehr unwichtige, in prächtiger baulicher und städtischer See-
nerie, in reichen Trachten. Eine zweite Reihe enthält die Zeichen
des Thierkreises mit unergründlichen allegorischen Nebeniiguren auf
blauem Grunde, eine dritte Götter und Allegorien auf Triumphwagen,
von symbolischen Thieren gezogen, nebst Scenen aus dem Menschen-
leben, welche allerlei Künste und Verrichtungen darstellen. Das Ganze
ist wieder eine von jenen astrologisch-sinnbildlichen Eneyclopädien
(wie die des Miretto in Padua, S.784,b), in deren Geheimniss zu sein
das Glück der damaligen" Gebildeten war. (Die meist brillante Aus-
führung bis hoch hinauf so miniaturartig fein, dass man eines Roll-
gerüstcs zur Besichtigung bedarf. Die Hälfte verloren.) Von Tura
im Chor des Domes von Ferrara eine Verkündigung und ein S. Georg, l
mit sehr schönen jugendlichen Köpfen; in S. Girolamo (1. Cap. l.) b
ein stehender S. Hieronymus.
Auch Stefano da Ferrara war Squarcioncäs Schüler. An Ort
und Stelle sieht man späte Werke, in welchen er mit Garofalo u. A.
zu wetteifern scheint (Ateneo: Madonna mit 2 Heiligen; 12 Apostel-ß
köpfe). Frühere Arbeiten der energischen paduanischen Weise: zweid
Madonnen mit Heiligen, in der Brera zu Mailand.
Auch die übrigen Ferraresen des XV. J ahrh. sind sümmtlich mehr
oder weniger von Padua abhängig. Wie alle alten Lombarden kön-
nen sie sich mit den Florentinern schon desshalb nicht messen, weil
die bewegte Darstellung des Geschehens ihre Sache nicht war, sodass
sich z. B. selbst ihr Raumgefühl nur unvollkommen entwickelte. Aber
der Ernst ihres Realismus, die Bestimmtheit ihrer Formen, die treff-
liche Modellirung und das Helldunkel das sie selbst in Tempera-
bildern erreichen, geben ihren Werken einen bleibenden Werth.
S0 Franceseo Cossa. Seine Madonna mit S. Petronius unde
S. Johannes d. Ev. (in der Pinacoteca von Bologna, 1474) ist in den
Köpfen bäurisch reizlos, und doch um jener Vorzüge willen ein treff-
liches Werk. Seine grosse Marter S. Sebastians (in S. Petroniof
ebenda, 5. Cap. 1.) zeigt dieselben Tugenden mit gemässigten, selbst
würdigen und schönen Charakteren. Der italienische Realismus taucht