Dom._ Ghirlandajo.
Castagno.
Verocchlo.
807
dem S. Thomas herabreichende Madonna ,
Eigenthümlichkeit.
gute
Bilder
ohne
höhere
Neben diesen grossen Bestrebungen, im Realismus ein höheres und
schöneres Dasein darzustellen, trat auch ein übertrcibendes Charakte-
risiren auf. Andr ea del Castagnws Bilder (Mitte des XV. Jahrh.)
sind gemalte Donatello's, nur haltungsloser, zum Theil wüst renom-
mistisch. (Academie; S. Croce, nach dem 5. Alt. r., Frescoügurena
des h. Franz und Johannes d. T.; Dom, vgl. S. 804, f.) Antonio
Pollajuolo vereinigt eine ähnliche Schärfe wenigstens mit präch-
tiger Ausführung. (Ilfüzien; die Bilder aus der Cap. S. Sebastiangb
sollen sich jetzt im Pal. Pucei befinden.) Auch Andrea Veroc-ß
chio, der Lehrer Lionardds, ist in dem fast einzigen noch vorhande-
nen Bilde, der Taufe Christi .(in der Academie) auf wahrhaft kiim-d
merliehe Formen und Charaktere gerathen; nur vollendet er diese
auf das Fleissigste; sein Modelliren ist Gcwisseussache und sucht alle
Geheimnisse der Anatomie sowohl als des I-Ielldunkels zu ergründen;
auffallender Weise ist die Gewandung daneben ziemlich leblos ge-
blieben. Der von Lionardo hineingemalte Engel zeigt einen siissern
Kopftypus, der übrigens auch dem Verocchio als Erzgiesser (Seite
602, b) nicht fremd war.
Von Vis Schülern ist schon hier Lorenzo di Credi zu be-
handeln (1454-1513), obschon er in der Folge imter den Einfluss
seines grössern Mitschülers gerieth. Sein emsiges Streben nach Er-
griindung des perspectivischen Seheines der Dinge war doch von dem
Lehrer geweckt werden. Jedes seiner Bilder sucht diese Aufgabe
auf neue Weise zu lösen; er versucht es mit dem hellsten Licht und
mit bloss hingehauchten Übergängen wie mit den tiefsten Schatten.
Seine männlichen Charaktere haben, ,z. B. in dem schönen Bilde der
Madonna mit zwei Heiligen (Dom von Pistoja, Oap. neben dem Chore
links), das nervös Verkiimmerte jener Taufe Christi des Verocchio;t'
etwas gemildert auch das ähnliche Bild, welches im Museum von
Neapel Ghirlandajo heisst. Dafür oßenbart sich in seinen Medonnen,
bisweilen (nicht immer!) auch im Bambino, der zarteste Schönheits-
sinn, so dass dieselben allerwärts zu den Schätzen gehören. (Acad.