4-94
Antike Sculptur.
Klnderstatuen.
liche Wesen überhaupt nur in Knabengestalt gedacht, wie der kleine
Genesungsgott Telesphorus, der aus seinem Mäntelchen mit Ka-
apuze oft so schalkhaft vergnüglich lierausschaut. (Vatiean, in den
bgcnannten Räumen; "Villa. Borghese, Zimmer der Musen); ferner
Harpoerates, aus dem am Finger lullenden Isiskind zum schön
jugendlichen Gott des Sehweigens umgedeutet (in der vielleicht nur
vsieben bis achtjährig gedachten, aber in grösserm Massstab ausge-
führten Statue des Museo capitolino, grosser Saal; ein für die hadria-
nische Kunstepoche bezeichnendes Werk, effektreieh, aber schon mit
Ii etwas-leeren Formen). Sehr artig ist der kleine Phrygier mit Tam-
burin und Hirtenstab, den man als Atys oder als Paris in Kindes-
alter erklären kann. (Mus. Chiaram.) An Kunstwerth übertrifft wohl
e sämmtliehe vorhandene Kinderstatuen der Torso der Villa. Borghese
(Zimmer des Ilermaphroditen) Welchen man des Gefässes wegen als
Wasserholenden I-Iylas erklärt, ein überaus schön und lebendig ge-
arbeitetes Körperchen.
Unter dem grossen Vorrath der Übrigen gehen sich manche, und
zwar meist die später-n und schlechter-n, durch ihre Flügel als Genien
und Eroten zu erkennen. Fiir die Sculptur macht dieser Unterschied
von den blassen Genretiguren nicht viel aus; wohl aber für die Malerei,
welche ihre Genien darf schweben lassen und von dieser Befugniss
in Pompeji den ansgedehntesten Gebrauch gemacht hat. Zum Theil
noch aus guter Zeit stammen eine Anzahl Reliefs, welche die Be-
sehiiftigungen Erwachsener auf geflügelte Kinder übertragen; Jagden,
Circusspiele, Weinlesen, WVettrcnnen dieser Art kommen häufig vor;
fim Museo Chiaramonti trifft man z. B. einen Idries, welcher eine Jagd
von Genien gegen Panther und Böcke darstellt. (Eines schönen Re-
gliefs im Chor von S. Vitale in Ravenna kann ich mich nicht mehr
genau erinnern.)
Die bessern Kinder sind fast durchgängig die nichtgctliigelten.
Es liegt ein Schatz von harmloser und drelliger Naivität in diesen
zum Theil oft wiederholten Motiven. Kinder mit Früchten sind theils
im ruhigen Bewusstsein des bevorstehenden Genusses, theils als eilige
hDiebe dargestellt (Mus. Chiar. und oberer Gang des Vaticans); als
Brunnenstatixen dienten vorzugsweise kleincuAmpliorentriiger (oberer
Gang ebenda), Knaben mit Delphinen, auch Satyrkinder mit Schläu-