Volltext: Sculptur (Bd. 2)

SCULPTUR. 
Nur schwer und allmälig öifnet sich dem Laien das Verständniss 
für die Sculptur. Die Gesetze und Bedingungen, unter welchen sie 
das Schöne hervorbringt, sind so vielfältig und liegen zum Theil so 
versteckt, dass sehr viel Zeit, Übung und Verkehr mit Bildhauern 
dazu gehört, um sich auch nur in den Vorhallen dieser Kunst zurecht- 
zuiinrlen. Viele unter den antiken Werken sprechen freilich so laut 
und von selbst, dass auch der gleichgültigste Beschauer auf irgend 
eine Art davon angeregt wird; daneben bleibt aber vielleicht das 
Allertreiilichste unbemerkt, wenn Auge und Sinn nicht eine gewisse 
Vorschule durchgemacht und nach bestimmten Vorsätzen suchen und 
forschen gelernt haben. 
Es giebt einen Weg zum Genuss an der Hand der antiken Kunst- 
geschichte. Sie lehrt epochenweise, wie das Schöne geworden, welchen 
Zeiten, Schulen und Künstlern die Schöpfung und Ausbildung der 
wichtigsten Elemente desselben angehört; sie weist in den wenigen 
vorhandenen Urbildern und in den zahlreichern Wiederholungen diese 
ihre Resultate oft mit völliger Sicherheit nach. Allein diess setzt be- 
trächtliche Studien und einen bereits sehr geschärften Blick voraus. 
Wer unvorbereitet aus dem Norden in die Galerien Italiens tritt, wird 
sich die Schätze derselben auf eine andere Art aneignen müssen. 
Die Griechen verlangten von ihren Künstlern nicht Originalität 
im heutigen Sinne, d. h. nicht ewig abwechselnde Aufgaben und Dar- 
stellungsweisen; wenn für irgend einen Gegenstand der höchste Aus-
	        
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