Volltext: Sculptur (Bd. 2)

Der Thlasos. Meergottheiten. 4,83 
jetzt einen Dianenkopfl  Endlich giebt es Sileninnen. Eine in ihrera 
Art vortreüliche auf der Erde sitzende Alte (in der obern Galerie des 
Museo capitolino) offenbart ein Verhältniss zur Amphora, welches 
wenigstens eben so innig ist, als das des Silenus zum Schlauch; 
ihr mageres Haupt ist vergnüglich aufwärts gerichtet; ihr offener 
Mund und ihr Hals sind lauter Schluck und Druck.  In der Villa 
Albaui sogar eine Panisca; Centaurinnen kommen wenigstens in den 
pompejanischen Gemälden vor. 
Alle diese Gestalten sind nun immer nur Bruchstücke eines gr0s- 
sen Ganzen, welches die Phantasie aus ihnen und aus den Reliefs und 
Gemälden, auch Wohl aus den Schilderungen der Dichter mühsam wie- 
der zusammensetzen muss. Allerdings so wie Skopas und Praxiteles 
den bacchischen Zug im Geiste an sich vorbeigehen sahen, so wird 
ihn weder die Combination des Künstlers, noch die des Forschers je 
wieder herstellen. 
Noch die spätere griechische Kunst wurde nicht müde, diesen 
Gestaltenkreis mit neuen Scenen und Motiven zu bereichern. Als die 
Griechen den Orient erobert hatten, symbolisirten sie ihre eigene That, 
indem sie Dionysos als den Eroberer von Indien und seinen Zug als 
einen Triumphzug darstellten, in welchem gefangene Könige des 
Ostens, Wagen voller Schätze und asiatische Zugthiere mit abgebildet 
wurden. Unermüdlich wurden bacchische Opfer, Gastinäler, Feste, 
Tänze n. s. w. von Neuem variirt, und die ganze Decorntion von 
Hänsern und Geräthen vollkommen mit bacehischen Gegenständen und 
Sinnbildern durchdrungen. 
Nun die merkwürdige Parallele zum bacchischen Gestaltenkreis. 
Schon bei Anlass des Poseidon wurde angedeutet, wie die alte 
Kunst das Element der Fluth von seiner trüben, zornigen Seite aus 
symbolisirte. Allerdings bildet sich später der Zug der M eergbtt- 
heiten nach dem Vorbilde des Bacchuszuges zu einem rauschenden, 
selbst theilureise fröhlichen Ganzen um (wahrscheinlich in Folge einer 
berühmten Arbeit des Skopas), und die Tritonen entlehnen von den 
311i
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.