466
Antike Sculptur.
Weibliche Gewandstatuen.
Über dem Ausdruck tiefen Sinnens in Haupt und Stellung vergisst
der Beschauer gerne die nur mittelmiissige Ausführung.
a Ebenfalls Kaiserinnen scheinen dargestellt in den sog. Vesta-
linnen der Loggia de" Lanzi in Florenz. Vier derselben (von
der offenen Seite des Gebäudes an gerechnet 2, 4, 5 und G) zeigen das
grandiose Motiv eines Obermantels, der von der rechten Schulter
schief herab gegen das linke Knie, und mit seinem aufgenommenen
Ende über den linken Arm geht; darunter das ermellosc Brnstkleid
und das an den Hüften aufgenommene Unterkleid, dessen Bauschen
Wieder auf die Schenkel herabfallen. Die Stellung ist in jeder dieser
colossnlen Figuren besonders nuaneirt, die Behandlung für die Wahr-
scheinlich späte Zeit vorzüglich.
Auch die einfache griechische Idealgevvandung wurde um ihrer
Schönheit Willen noch lange, und nicht bloss bei Göttinnen, reprodu-
cirt. Es ist ein schlichtes langes Kleid, über den Hüften meist so
gegürtet, dass etwas hcrabhängexide Bauschen über dem Gürtel ent-
stehen; dann ein Oberkleid, auf den Schultern geheftet und zu beiden
Seiten offen oder nur Wenig geschlossen, vorn luernbhiingend bis in
bdie Nähe des Gürtels, auf den Seiten etwas länger. Fünf eherne Sta-
tuen im Museum von Neapel (grosse Bronzen), nicht sehr alt aber
alterthiimlich, stellen diesen 'l'ypus mit verschiedenen Attituden ver-
bunden dar; man glaubt sie als Schauspielerinnen erklären zu dürfen.
Die Arbeit erhebt sich nicht über die rohe Decoration. (Spuren von
eBemalung.) Eine ähnliche Marmorfigur z. B. im Vorsaal der Villa.
Ludovisi zu. Rom.
Die gänzliche Einhüllung der Gestalt in ein Gewand wurde eben-
d falls nicht selten dargestellt; alterthümlieh streng z. B. in zwei Sta-
tuen mit Bildnissköpfen, im untern Gang des Museo eapitolino.
ß {In der Galerie zu Parma sind von den Gewandfiguren weit die
besten N. 10, mit dem Motiv der sog. Polyhymziia, sehr verstümmelt,
und N. 7, sog. ältere Agrippina, mit der linken das Gewand aufnehmend.
Eine grossc Anzahl schöner Motive müssen wir übergehen um
der Kürze willen. (Von den weniger bekannten Sammlungen muss
f hier, we en mehrerer guter Gewandstatixen, das Casino der Villa Pam-
iili bei 150m genannt werden; sonst verweisen wir noch auf den zwei-