Volltext: Sculptur (Bd. 2)

Weibliche Gewaudstatuen. 1,65 
(Uffizien, Halle der Inschriftezl) ist Wiederum eigenthümlich reizenda 
verhüllt; aus dem weiten Obergewandc, welches die ganze Gestalt 
umgiebt, sieht nur die Linke (mit der restaurirten Schale) heraus; 
die Brüste und der unter-geschlagene rechte Arm sind im Gewande 
vorzüglich edel ausgedrückt.  Eine köstliche Priesterin findet sich 
auch unter den halblebensgrosseil Statuen in einem der hintern Säleb 
der Galerie des Pal. Pitti. (Mit den Wnndfreskeil des Pietro da. 
Cortona.) 
Das Untergewand wird als Hauptausdruek der Stellung behan- 
delt in drei sitzenden Statuen aus der ii-üliern Isiaiserzeit, Welche man 
für Bildnisse theils der ältcrn, theils der jüngern Agrippin a erklärt. 
(Museo capitolino, Zimmer der Kaiser; Villa Albani, untere Halle des c 
Palastes; wozu als Erzänzung die bejahrte Sitzende mit verschlunge- 
nen Händen gehört, Museum von Neapel, dritter Gang.) Wenn es d 
nun misslich bleibt, physiognomisch Partei zu nehmen für Bilder, 
Welche entweder eine der tugendhaftesten oder eine der lastet-hafte- 
sten Römerinnen darstellen  und beide Taufen sind unsicher!  so  
haben wir doch jedenfalls denjenigen allgemeinen Typus vor uns, in 
Welchem sich die grossen Damen des Tacitus und Juvenal mit Vor- 
liebe abbilden liessexi. Das bequeme Auflehnen auf dem Sessel, die 
schöne Entwicklung der schönen Glieder, die sich dabei ergiebt, muss- 
ten dieses Motiv sehr in Gunst setzen 1). Freilich scheinen diese Sta- 
tuen nur gut, bis man die sitzenden Frauen der parthenonischen Giebel 
(Abgüsse im Lateran und anderswo) damit vergleicht. Mit Welch an- 
derm Lebensgefühl fliessen hier die leichten G6WillldGl' über die gött- 
lichen Gestalten! 
Eine sehr eigenthiimlicli und gut gedachte sitzende Spiitrömerin 
müssen wir indess hier noch erwähnen. Man sieht in der ober-n Ga- e 
lerie des capitolinischen Museums eine ganz eingehüllte Gestalt, mit 
der verhüllten Rechten das Gewand an das Kinn ziehend, die offene 
Linke untersehlagend. Die Statue soll Julia Mäsa. vorstellen, die 
Grossmutter der ungleichen Vettern Elagabal und Alexander Severus. 
 Diesen Agrippinenstatuen gleichen im Motiv zwei unbekannte Römerinnen der I, 
Ufüzien zu Florenz (Anfang des ersten Ganges), beide von untergrlordne- 
her Arbrit. 
B. Citcronc. SO
	        
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