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Haupt; über dem feinen Unterkleid ein eigenthiimliehes Obergewand,
welches wahrscheinlich dem aussern Eifect zu Liebe so gebildet ist:
mit sehr weiter oberer Öifnung, sodass es bei jeder Bewegung auf beide
Arme herabfallen müsste; von einem schweren Stoffe, welcher so tiefe;
schattige "Augen" bildet, wie sie sonst kaum an einem antiken Ge-
wande vorkommen; im Ganzen macht sich der Eindruck wie von
einem schön (lrapirten Modell geltend.
Den männlichen Togaiiguren stehen am meisten parallel eine An-
zahl mächtiger Gestalten von betenden oder opfernden Frauen (Oran-
tinnen). Weniger Wegen der Ausführung als wegen der vollstän-
adigen Erhaltung nennen wir hier die ehernc sog. Pietas des Museums
von Neapel (grosee Bronzen). Das Untergewand tritt sehr beschei-
den zurück; weit die Hauptsache ist der gewaltige Mantel, welcher
die ganze Figur sammt dem Haupte ilmwallt. Von den ausgestreck-
ten Armen klemmt der linke mit dem Ellbogen die beiden Hauptenden
zusammen, welche hierauf in zwei Zipfcln unterhalb des linken Knies
auslaufen; ein drittes Ende, dessen innerer Umschlag schön über die
Brust hinliiuft, fliesst dann über den linken Arm hinunter. An Mar-
morexemplaren ist bisweilen die Arbeit besser, das Motiv aber der
Verstümmelungen wegen unverständlicher. Gut erhalten, bis auf die
bHiindc (deren jetzige Restauration allerdings die Orantinn nicht mehr
erkennen lässt) und die Gewandenden rechts vom Beschauer, erscheint
eine Marmorfigur dieser Art in derselben Sammlung (Halle des Ti-
berius), welche man unbedingt den herrlichsten römischen Gewand-
statuen beizählen darf. Die bronzene Pietas würde daneben ins tiefe
Dunkel zurücktreten.
Sehr häufig kommt dasjenige Motiv vor, welches unter den Mu-
sen vorzüglich der Polyhymnia eigen ist: das Obergewand ver-
hüllt bereits die linke Seite und den linken Arm, so dass von der
Hand nichts oder nur Fingerspitzen sichtbar sind; hinten herumge-
schlagen, soll es mit der erhobenen Rechten eben noch einmal über
die linke Schulter gelegt werden. (Schön an zwei Statuen junger Rö-
cmerinnen, vielleicht von der Familie des Balbus, im Museum von
dNeapel, erster" Gang, und an einer Kaiserin, dritter Gang). Auch
ean der sog. Iphigenia, welche in der Kirche S. Gorona zu Vicenza
neben dem 5. Altar links sich befindet. Die fiorentinische Priesterin