Aphrodite.
Die Knidlsche.
411.9
Es kann nicht befrernden, dass die römische Kunst sich dieses
Motives geradezu bediente, um die Victoria, den Weiblichen Genius
des Sieges darzustellen. Dieser Art ist die herrliche eherne Victoriaa
im Museo patrio zu Breseia; schon im Typus des Kopfes der Göt-
tin genähert, vergegenwärtigt sie uns vielleicht ziemlich genau die
Haltung und Bewegung der siegreichen Aphroditen, nur dass sie auf
den Schild schreibt und auch am Oberleibe mit einem (vorzüglich
Schön behandelten) leichten Gewande bekleidet ist. Sie steht mit dem
linken Fnss auf einem (restaurirten) Helm, und stützt den (restau-
rirten) Schild auf die vom Überschlag des Mantels bedeckte linke
Hüfte. Auf Münzen des I. Jahrh. n. Chr. sind Victorien dieses Typus
nicht selten.
Einen andern Sinn zeigt der von Praxiteles und seiner „kn' idi-
Sehen Aphrodite" abgeleitete Typus. Das Göttliche geht hier
rein in den wunderbarsten weiblichen Liebreiz auf, der sich in gross-
artigen Formen unverhüllt, aber ohne alle Lüsternheit oiienbart. Die
Herrin ist hier zuerst mit einem bloss menschlichen Motiv, nämlich
als baden Wollende oder Gebadete dargestellt; darauf deutet das
Salbengefass, auf welches sie bisweilen mit der einen Hand das Ge-
wand legt; mit der andern, auch wohl mit einem Theile des Gewandes
deckt sie den Schooss, nicht ängstlich, auch nicht buhlerisch, sondern
wie es der Göttin geziemt. Oft hat sie beide Hände frei, die eine
vor der Brust, die andere vor dem Schooss. Die Leichtigkeit und
Zugleich die Ruhe ihrer Stellung ist nicht mit Worten auszudrücken; '
sie scheint herbeigeschwebt zu sein. Das Schmachtende ist in den
noch immer grandiosen Zügen des hier schon etwas schmalem Hauptes
nur eben angedeutet.
Die verschiedenen Einzelmotive, welche wir so eben bezeichneten,
sind meist in mehrern Beispielen nachweisbar, von welchen sich manche
bis in die späteste Römer-zeit hinein verlieren. Wir nennen nur die
wichtigem Exemplare:
Die vaticanische (Sala a. croce greca) mit modernem blecher-b
116m Gewande; der herrliche Kopf noch sehr an die Venus victrix
ßrinnernd.
B. Cicerone. 29