Volltext: Sculptur (Bd. 2)

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Antike Sculptur. 
Pallas. 
Hier handelt es sich nicht um einen mythischen Heros, sondern nur 
um einen besonders geschickten und begünstigten römischen Jagd- 
sclaven, der denn auch wie er war, von der Hand eines guten Künst- 
lers (vielleicht der augusteischen Zeit), vor uns steht. Ob "Polyti- 
mus der Freigelassene", wie an der Basis zu lesen ist, auf den Jäger 
Bildhauer oder Eigenthümer geht, wollen wir nicht entscheiden. 
Wenn sich in jeder Gottheit irgend eine Seite des griechischen 
Wesens ideal ausdrückt, so ist Pallas Athene eine der höchsten 
Versinnlichungen dieser Art. Aus der Liehtjungfrau, Welche die dämo- 
nischen Mächte bekämpft und das Haupt der besiegten Gorgo an der 
Brust trägt, war schon bei Homer und Hesiod eine Schiitzerin jeder 
verständigen und kräftigen Thätigkeit, die Begleiterin, der Genius des 
„Grieehen als solchen" geworden, wie wir den vielduldenden Odysseus 
wohl nennen dürfen; sie ist der Verstand des Zeus und aus seinem 
Haupte geboren. Weder der Peloponncs noch Jonien hätten sie herr- 
lich genug gebildet; als Schutzherrin von Athen erhielt sie ihren 
Typus durch die grössten Künstler dieser Stadt, vorziiglich durch Phi- 
dias; aus ihrer Gestalt scheint Athen selber vernehmlich zu uns zu 
sprechen. 
Die ältere Kunst hob an ihr wesentlich das Kriegerische hervor; 
erregt, selbst stürmisch schreitet die bewaiinetc, strenge Jllngfrailllilt 
ihren fast männlichen Formen und Gcberden einher. So die schon 
aerwähnte hieratische Statue in der Villa Albani (Reliefzimmer).  
Eine späte Nachahmung eines ruhigern Tempelbildes, im Hauptsaal 
bder Villa Ludovisi, interessirt hauptsächlich durch den Künstlernamen: 
Antiochos von Athen. 
Einen viel entwickeltem Typus, in welchem indess noch immer 
die kriegerische Stadtherrscherin verwaltet, finden wir in einer Statue 
cdes Museums von Neapel (Halle der Flora) ausgedrückt. Das Haupt, von 
mächtigen, fast junonischen Formen, trägt einen Helm, dessen reicher 
Schmuck sammt der umständlich behandelten Aegis der ganzen Gestalt 
noch etwas Buntes giebt. Man vergleiche mit dieser Statue die in der In- 
dtention übereinstimmende im Hauptsaal der Villa Albani, welche bei sehr 
vorzüglicher griechischer Arbeit noch etwas Heftiges und Befangenes hat;
	        
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