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Barockseulptur.
Freistehende Altargmppexi.
pen 1) dieser Art. Es ist hauptsächlich die von Engeln gen Himmel
getragene Assunta, wie sie etwa Guido Reni aufgefasst hatte, mit ge-
kreuzten oder ausgestreckten Armen und im letztern Fall sogar oft
eher declamatorisch als ekstatisch. Oder der Kirchenheilige in einer
aEngelglorie. In Genua z. B. kam es so weit, dass fast kein Haupt--
altar mehr ohne eine solche Gruppe blieb. Man sieht dergleichen von
Puget auf dem Hauptaltar der Kirche des Albergo de' Poveri, von
Dornenico und Filippo Parodi und Andern auf den Altären von S.
bMaria di Castello, S. Pancrazio, S. Carlo etc. Das Auge hält sie von
Weitem für Phantasieornamente und kann sie erst in der Nähe ent-
ziffern. Die halbe Illusion, welche sie erreichen, steht im widerlich-
sten Missverhältniss zu der ganzen Illusion, nach welchen die Decken-
fresken streben; oft bilden sie eine dunkle Silhouette gegen einen
lichten Chor; ausserdem steht ihre Proportion in gar keiner Beziehung
zu den Proportionen aller andern Bildwerke der Kirche; sie hätten
eigentlich höchst colossal gebildet werden müssen. Danken wir gleich-
wohl dem Himmel, dass diese nicht geschehen ist. Eine unterste
cStufe der Ausartung bezeichnet nach dieser Seite Tieciatfs Altar-
gruppe im Baptisterium von Florenz (1732). Von den für schwebend
geltenden Engeln trügt der eine die WVolke, auf welcher Johannes
d. T. kniet; der andere stützt sie mit dem Rücken; ein Stück Wolke
quillt bis über den Sockel herunter. Auf gemeinere Weise liess sich
das Übersinnliche nicht versinnlichen, selbst abgesehen von der siiss-
lieh unwahren Formenbildung. Auf dem Hochaltar der Jesuiten-
dkirehe zu Venedig sieht man Christus und Gottvater sehr künstlich
balancirend auf der von Engeln mit sehr wirklicher Anstrengung ge-
tragenen Weltkugel sitzen; es wäre nun gar zu einfach gewesen, die
Engel auf dem Boden stehen zu lassen sie schweben auf Marmor-
Wolken.
Bei solchen Excessen mussten die Klägern auf den Gedanken
kommen, dass es besser Wäre, die freistehende Gruppe ganz aufzu-
1) Der berühmte jetztlehende amerikanische Bildhauer Grawford, der seine Figu-
ren auch gerne schweben lässt, giebt dem Schweben eine Richtung seitwärts,
vom Postament weg. Salz-lies geschieht heut zu Tage in Rom, doch glück-
licher Weise noch nicht für europäische Kunstfreunde.