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Barocksculptur.
Werke von relnerm Ausdruck.
ausgedrückt ist So in der vielleicht besten Statue des XVII. Jahrh,
ader H. Susanne des Duquesnoy in S. M. di Loretto zu Rom;
sie deutet mit der Linken auf die Palme, welche sie in der Rechten
hält und blickt sanft nieder. Ohne den bessern Antiken irgendwie
ebenbürtig zu sein, hätte dieses Werk doch genügen sollen, um alle
Zeitgenossen auf ihren Irrwegen zu beschämen. Oder Houttons
hheiliger Bruno (S. M. degli Angeli in Rom, Eingang ins Haupt-
schiii"); hier ist im Gegensatz zu dem sonst üblichen unwahren Auf-
fahren jene demüthige, innige Carthäuser-Devotion ganz einfach dar-
gestellt, welche gleichzeitig durch die Maler Stanzioni und Le Sueur
ceinen unvergänglich schönen Ausdruck fand. Berninfs heil. "Bibians.
(in der gleichnamigen stets verschlossenen Kirche) soll wenigstens
einen Anflug von ähnlichem einfachem Ernst haben.
Sodann giebt es eine Anzahl Martyrien ohne Pathos, in
welchen nicht mehr das Leiden, sondern der ruhige Augenblick des
Todes dargestellt ist. Was man auch von solchen Gegenständen
namentlich wenn sie plastisch, ohne irgend ein sachliches Gegengewicht
vorgetragen werden denken möge, immerhin sind die hieher ge-
hörenden liegenden Statuen Berninfs zu seinen besten Werken zu
dzühlen. So die selige Lodovica Albertoni (in S. Francesco a ripa. zu
Rom, hinten links), und der nach seinem Modell von Giorgini aus-
egeführte S. Sebastian (in S. Sebastiano, links). Endlich in S. Cecilia
fzu Rom (unter dem Hochaltar) die schöne, in der Art ihres Liegens
rührende heil. Cäcilia, des Stefano Madernä. Mehrere ähnliche Sta-
tuen in andern Kirchen.
Von der Bildung einzelner Gestalten gehen wir über zu den
Gruppen, deren mehrere bereits beiläufig genannt worden sind.
Eine Kunstepoche, welche so grossen Werth auf das Momentane und
Dramatische legte und in allen Künsten so sehr auf Pomp und Pracht
ausging, musste eine entschiedene Vorliebe für grosse Marmorgruppen
haben. Da. ihr aber die höhern Liniengesetze gleichgültig waren neben
dem Ausdruck der Wirklichkeit und des Momentes, so mussten in
der Regel verfehlte Werke zum Vorschein kommen.