Volltext: Sculptur (Bd. 2)

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Sculptur des XVI. Jahrhunderts. 
Spätere Römer. 
aweit man in der Allegorie ging, beweisen die Statuen des Novelli, 
Pieratti u. A. in der Grotte hinten am grossen Hofe des Pal. Pitti, 
„die Gesetzgebung, der Eifer, die Herrschaft, die Milde"; Moses: 
dessen Eigenschaften diess sein sollen, steht (von Porphyr gemeisselt) 
in der Mitte.  Wie weit man aber vom wirklichen Alterthum trotz 
aller classischen Gegenstände entfernt war, zeigen die beiden lächer- 
blichen Statuen des Jupiter und Janus von Francavil1a, welche in 
der untern Halle des Pal. Brignole zu Genua. stehen. (Derjenige Pal. 
dieses Namens, Welcher dem rothen gegenüber an der Str. nuova 
steht.) Nach den grossen Köpfen, kümmerlichen Leibern, forcirteu 
Gewändern und prahlerisch michelangelesken Händen zu urtheilen 
glaubt man einen echten Bandinelli vor sich zu haben. 
Neben diesen etwas hohlen und müssigen Schaustellungen, die 
immerhin ihre Stelle in Nischen oder im Freien wirksam ausfüllen, 
meldet sich  ausser jenen decorativen Fratzen  bald auch eine 
eigentliche Genresculptur, von halb pastoralem, halb possenhaftem 
cCharakter; Figuren von Jaques Oallot als Statuen ausgeführt u. dgl. 
(Garten Boboli etc.) Die künstlerische Nichtigkeit dieser Productionen 
verbietet uns jede nähere Betrachtung. Sie haben übrigens eine Nach- 
folge gefunden, welche noch jetzt nicht erloschen ist und in Mailand 
ganze Ateliers beschäftigt. (Chargen, auch in moderner Tracht, auf 
Gartenmauern etc.) 
In Rom macht sich in den ersten Jahrzehnden nach Michelan- 
gelo's Tode nicht eine schwülstige Ausbeutung seiner Ideen, sondern 
eher eine tiefe Ermattung geltend. Ausser den paar Florentinern sind 
es vereinzelte, wenig namhafte Meister, welche die Altargruppen und 
die Grabstatuen dieser Zeit fertigten. So Giov. Batt. della. Porta, 
dvon welchem in S. Pudentiana (hinten links) die Gruppe der Schlüs- 
selverleihung gearbeitet ist;  Gio v. Bett. Cotigno-la, von Wel- 
e chem sich derselbe Gegenstand sehr ähnlich behandelt findet in S. Ago- 
stino (4. Cap. rechts);  die beiden Casignola, von Welchen die 
fthronende Statue Pauls IV über dessen Sarcophag in der Minerva. 
(Cap. Caratfa) gearbeitet ist, mit tüchtig individuellem Kopfe, sonst 
gesucht und ungeschickt. Die Papstgräber sind überhaupt um diese 
Zeit ein interessanter Gradmesser für die kirchliche Intention sowohl
	        
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