Giovanni da. Bologna.
Fratzen.
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In der Behandlung des Reliefs theilte Giovanni die malerischen
Vorurtheile seiner Zeit, war aber innerhalb derselben sehr ungleich.
Auf derselben Piazza del Granduca ist beisammen sein bestes, die ina
den Motiven für ihn vorzüglich reine, wenn auch unplastische Basis
des Sabinegnnenraubes, und vielleicht sein allerschlechtestes, die Basis
des Cosimo I. Als Bilder beurtheilt werden die Reliefs an der Haupt- b
thiir des Domes von Pisa und diejenigen in der hintersten Capellec
der Annunziata zu Florenz (der Gruftcapelle des Meisters) zum Theil
geistvoll und trefflich erzählt erscheinen, wenn auch in manierirten
Formen; als Reliefs sind sie styllos, so gemiissigt sie neben spätem
Arbeiten sein mögen. Das schon im XV. Jahrh. vorkommende Aus-
wiirtsbeugen des Oberkörpers der Figuren, der Untensicht und der
Überfüllung zu Liebe, ist in der Annunziata besonders auffallend. Bei
den Pisanerthüren War das Vorbild Ghibertfs (auch in decorativer
Beziehung) noch zu übermächtig.
Giovanni ist besonders interessant in einzelnen decorativen Sculptur-
suchen. Seit dem Absterben der echten Rcnaissanceverzierung war ein
Ersatz des Vegetabilischen und Architektonischen durch Masken,
Fratzen, Monstra etc. eingetreten, und diese hat Keiner so treff-
lich gebildet als er. Die wasserspeiendeu Ungeheuer an dem Bassinll
um die Insel des Gartens Boboli, der kleine bronzene Teufel als Fackel- e
halter an einer Ecke zwischen Pal. Strozzi und dem Mercato vecchio
geben genugsames Zeugniss von seinem schwungvollen Humor in die-
sen zum Theil geflissentlich manierirten Formen. Sein Schüler Pietr o
Tacca, von welchem sonst auch die tüchtige bronzene Reiterstatuef
Ferdinands I am Hafen von Livorno herrührt, schuf in jenem Fratzen-
styl die ebenfalls trefflichcn bronzenen Brunnenliguren auf Piazza. delP g
Anuunzinta zu Florenz. In diesem Geist sind auch die beiden sog.
Harpyjen am Portal von Pal. Fenzi (Via S. Galle, 5966) von Our-h
radi gearbeitet. Die römische Schule, Bernini nicht ausgenommen,
offenbart keine Scherzhafte Seite dieser Art. Als sehr glückliche de-
corative Gesammtcomposition mag bei diesem Anlass auch die Fontaine
zunächst über dem Hof des Pnl. Pitti, von Susini, genannt werdemi
(Von welchem auch das eherne Cruciiix im Chor von SSMicchele ell
Gaetano herrührt; ein blosser Akt.) Tüchtige Wnppeneinfassungen
dieser Zeit sind wohl in Florenz häufiger als anderswo.