Volltext: Sculptur (Bd. 2)

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Antike Sculptur. 
Hera. 
a Die beiden Dioskuren der Capitolstreppe, sonderbar bedingte 
Werke 1) aus noch ziemlich guter Zeit, scheinen ganz geschaiTen, um 
den Werth der quirinalischen ins hellste Licht zu stellen.  
Hera, die Schwester und Gemahlin des Zeus bedurfte einer 
entsprechend grossartigen Persönlichkeit, in welcher die Königin der 
Götter zu erkennen sein sollte. Die reife Schönheit eines mächtigen 
WVeibcs ist denn auch nie bedeutender dargestellt worden, als in die- 
sein Typus, der doch zugleich eine unbegreifliche Jugendlichkeit aus- 
spricht. Die Statuen sind meist spiit, verrathen aber ein herrliches 
bVorbild, wie z. B. die eolossale in der Sala rotonda des Vaticans. 
q (Kleineres Ex. in der Villa Borghese, Zimmer der Juno; ein anderes 
din der Galeria delle Statue des Vaticans; noch ein anderes, mit m0- 
edernem Kopf, im Museum von Neapel, Halle der Flora.) Das nasse 
Anliegen des feinen Untergewandes ist bisweilen allzu absichtlich dazu 
benützt, die bedeutenden Formen des Oberleibes hervortreten zu lassen; 
sonst aber wird die milde lllajestitt des bediademten Ilauptes und die 
imposante Stellung, womit der Körper sich nach der Rechten ausladet, 
immer die Herrscherin auf das Deutlichste erkennen lassen. 
Eine eigene Aufgabe gewährte dem römischen Bildhauer die Juno 
fLanuvina. (Colossalstatiue ebenfalls in der Sala rotonda des Vaticans.) 
Als Schützerin der Heerden hat sie Haupt und Leib mit einem Thier- 
fell bedeckt; mit dem (restaurirten) Speer in der Hand schreitet sie 
zu gewaltiger Abwehr aus. Ohne Zweifel hat der Bildner ein uraltes 
Tempelbild von Lanuvium in dem Styl grieehisch-römisehei- Zeit re- 
produciren müssen; dic Ziige aber sind junoniseh. 
Diese göttlichen Ziige lernt man nun Weit besser als aus irgend 
einer Statue, aus zwei berühmten Colossalköpfen kennem- Der eine, 
gdie Juno im Hauptsaal der Villa Ludovisi in Rom, erschien einst 
Göthe vwie ein Gesang Homers", und in der 'l'hat wird die Seele 
griechisches Mass und griechische Schönheit selten so vernehmlich zu 
 Wahrscheinlich für einen ganz bestimmten Standort berechnet.  Es wäre 
sehr wünschenswerth, über das perspectivische Gesetz, welches solchen Ano- 
malbildlungen zu Grunde liegt, eine zusammenhängende Belehrung zu erhal- 
ten, und zwar von einem Bildhauer. Vgl. S. 422, c.
	        
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