Jacopo Sansovino.
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köstliche Bacchus in den Uffizien (Ende des 2. Ganges). Ju-a
belnd schreitet er aus, die Schale hoch aufhebend und anlachend, in
der andern Hand eine Traube, an welcher ein kleiner Panisk nascht.
Der Bacchus des Michelangelo steht zur Vergleichung in der Nähe;
an lebendiger Durchbildung der Einzelform ist er dem Jaeopo's weit
überlegen; wer möchte aber nicht viel lieber die Arbeit Jacopo's er-
dacht haben als die ltlichelangelois? ich spreche von Unbethei-
ligten, denn die Künstler würden für letztern stimmen, Weil sie mit
seinen Mitteln etwas Anderes anzufangen gediiehten. (Der dritte
dortige Bacchus, eine kleinere Figur auf einem Fässchen stehend, istb
aus derselben Zeit, aber von keinem der Sansovino.)
In seinen venezianischen Arbeiten erscheint Jacopo sehr un-
gleich; Einzelnes ist unbegreiflich schwach, Anderes dagegen verräth
eine tüchtige selbständige YVeiterbildung des vom Lehrer Überkom-
menen. Zwar neigt sich Jacopo bisweilen ebenso in das Allgemeine,
wie die meisten Nachfolger Andrea's, der seine schöne subjective
Wärme auf Niemanden vererben konnte; allein Jacopo ist nur wenig
befangen von den Manieren der römischen Malersehule, auch nicht
wesentlich von der Einwirkung Michelangeläs, die erst bei seinen
Schülern hie und da hervortritt; er war desshalb im Stande, nebst
seiner Schule in Venedig eine Art Nachbliithe der grossen Kunstzeit
aufrecht zu halten, die mit der Nachblüthe der Malerei (durch Paolo
Veronese, Tintoretto etc.) parallel geht und Jahrzehnde über seinen
Tod hinaus dauert.
Bei ihm wie bei den Schülern sind nicht die Linien, überhaupt
nicht das Bewusstsein der höhern plastischen Gesetze die starke Seite;
ihre Grösse liegt, wie bei den Malern, in einer gewissen freien Le-
bensfülle, welche über den Naturalismus des Details hinaus ist; sie
liegt in der Darstelhmg einer ruhigen, in sich selbst (ohne erzwungen
interessante Motive) bedeutenden Existenz. Ihre Arbeiten können von
sehr unstatuariseher Anlage und doch im Styl ergreifend sein; von
allen Zeitgenossen sind diese Venezianer am wenigsten conventionell
in der Ausführung und am wenigsten affectirt in der Anlage. Hierin
liegt wenigstens ein grosses negatives Verdienst Sansovinrfs; er ist
der unbefangenste imter den Meistern der Zeit von 1530-70.