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Sculptur des XVI. Jahrhunderts.
Jacopo Sansovino.
Domchors; magere, unsicher gestellte, aber im Detail sehr sorgfältige
aFiguren. (Der dahinter aufgestellte Marmortabernakel ist eine geringe
Arbeit des XV. Jahrh). Mit Begarelli haben weder da Grade noch
die Gonzaten etwas gemein.
Ob der Marcus n. Grate,_welcher den geschundenen S. Bartholo-
bmäus im Chorumgang des Domes von Mailand fertigte, ein Sohn des
Gio. Francesco wvar, lassen wir dahingestellt. Der Kunstgeist der
zweiten Hälfte des Jahr-h. kehrt uns in dieser steifen Bravourarbeit
seine widerlicliste Seite zu.
Von einem der treiflichsten Lombarrlen der goldenen Zeit, Ago-
stino Busti, genannt Bambaja, weiss ich nur soviel zu sagen,
dass Fragmente seiner Hauptarbeit, des Denkmals des Feldherrn Ga-
cston de Foix, in der Ambrosiana und in der Brera zu Mailand auf-
bewvahrt sein sollen.
Doch es ist Zeit, auf den bedeutendsten Schüler des Andrea.
Sansovino zu kommen, auf Jacopo Tatti aus Florenz (1479-1570),
der von seiner nahen und vertrauten Beziehung zu dem grossen Mei-
ster insgemein J acopo Sansovino genannt wird. Allerdings lernen
wir ihn fast nur durch Werke aus der zweiten Hälfte seines langen
Lebens kennen, da er als eine der ersten künstlerischen Grossmächte
Venedigs I(S. 324) eine grosse Anzahl baulicher und plastischer Werke
schuf und eine beträchtliche Schule um sich hatte. Doch ist aus sei-
ner frühern römischen Zeit die sitzende Statue der Madonna mit dem
dKinde in S. Agostino zu Rom vorhanden (neben dem Hauptportal),
eine Arbeit, in Welcher er sich dem Andrea etwa auf die Weise Lo-
renzett0's nähert, mit regem Schönheitsgefühl noch ohne volles Lebens-
gefühl, wie der Vergleich mit der nahen Gruppe Andrea's zeigen mag.
Vollkommen lebendig und von sehr schöner Bildung, aber gesucht in
eder Stellung erscheint dann seine Statue des Apostels Jacobus d. a.
im Dom von Florenz (Nische am Pfeiler links gegen die Kuppel). Zu
f diesen frühem Werken mag auch der heil. Antonius von Padua in
S. Petronio zu Bologna (9. Cap. rechts) zu rechnen sein, endlich der