Antonio Begarelli.
des Jammer-s edel und ergreifend zugleich, die Köpfe grandios wie
sie nur in der Zeit der hohen Blüthe vorkommen. Die Frau zur
Linken der Madonna hat z. B. am ehesten in Rafaels Kreuztragung
ihres Gleichen. Der Künstler ist aber auch aller andern Mittel des
Ausdruckes völlig Herr; die Hände sind mit der grössten Leichtigkeit
Schön und sprechend angeordnet 1), das Liegen der Maria, das Knieen
des Franciscus, das Überbeugen der hinten stehenden Frau zeigen
eine vollendete Meisterschaft. In der Gewandung aber verrätli sieh
das selbst malerisch Ungenügende dieses Naturalismus, der nicht er-
kennt, dass die Gewandung in der Kunst etwas anderes ist als im
Leben, nämlich ein werthvolles Verdeutlichungsmittel der Gestalt und
Bewegung, das zudem in der Plastik sehr bestimmten Gesetzen unter-
liegt. So drängt sichan dieser Stellelviel Müssiges und Unnützes
vor; schon beginnen Mantelenden und Schleier zu flattern, als wehte
von Neapel her bereits der berninisehe Scirocco hinein.
Doch ein ganz reifes und herrliches Werk kann diese Schatten-
seiten vergessen machen. In S. Pietro (Cap. rechts vom Chor) istil
wieder eine „Klage um den tOdten Christus" nur von vier Figuren.
Nieodernus hebt den liegenden Leichnam etwas empor, Johdnnes hält
die davor knieende Wetter. Als Bild vollkommen, in der Behandlung
des Details einfach und grossartig, erreicht diese Gruppe jene reine
Höhe der vollendeten Meisterwerke des XVI. Jahrhunderts. In der-
selben Kirche ist die Altargruppe des rechten Querschiffes (vier IIei-b
lige, oben in Wolken Madonna mit Engeln) von B. angefangen, von
seinem Neffen Lodovieo vollendet; Einzelnes wie die Ekstase des
Petrus, die Schönheit des Kopfes der Maria und des Kindes ist auch
hier von grosseni Werthe. Dagegen zeigen die sechs lebensgrosseuc
Statuen, welche frei im Hauptschiff stehen, die ganze Unfähigkeit des
Künstlers, eine ruhige Gestalt plastisch zu stellen. Ebenso verhält
es sich mit den vier Statuen im obern Klostergang zu S. Giovannid
in Parma, welche in Detail diese sechs übertreffen und zu den Wer-
ken der hesten Epoche gehören. WVie unentschieden ist Leih und
Haltung dieses Ev. Johannes, dieser Madonna! wie vergnüglich cl1a-
rakterisirt Begarelli die weiten hängenden Ermel des heil. Benedict!
bei Coreggio
xrchaus nicht innrner dex
Fall ist.