Volltext: Sculptur (Bd. 2)

Modena. 
Guido Mazzoni. 
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höhern malerischen Gesetz, sondern nur einem dramatischen folgen. 
Der Bildner stellt seine bemalten zum Theil lebensgrossen Thontiguren 
wohl oder übel zu einem Moment zusammen. Ein gewisser Guido 
Mazzoni in M o de na erwarb sich und der Gattung einen sichern 
Ruhm, da ihm auch die gemeinste, wenn nur populär ergreifende 
Ausdrucksweise gelegen kam. Seine Gruppen bedürfen natürlich einer 
geschlossenen Aufstellung in einer Nische, wie auf einem Ilheater; 
nimmt man sie auseinander um sie -frei aufzustellen (wie diess mit 
einer von nhiodanino", d. h. wahrscheinlich von Mazzoni gearbeiteten, a 
jetzt bronzirten Gruppe in Montoliveto zu Neapel, Cap. neben dem 
rechten Quersehiff, geschehen ist), so wirken die einzelnen Figuren nur 
lächerlich. Sein Hauptwerk ist in S. Giovanni decollato zu hiodeua,b 
der Leichnam Christi auf dem Schooss seiner Mutter, von den An- 
gehörigen beweint; theilvveise eine wahre Caricatui- des Schmerzes, in 
unwürdigen spiessbürgerlichcn Figuren und dabei doch nicht ohne 
wahre realistische Gestaltungskraft; der magere Leichnam ist gar nicht 
gemein. Eine andere Gruppe, in der Crypta des Domes (Altar rechts)c 
stellt die von zwei knieenden Heiligen verehrte Madonna dar; dane- 
ben steht ein ganz abseheuliches weibliches Wesen, das nach der 
Schürze und dem zerrissenen Ermel zu urtheilen ein Dienstmädchen 
darstellen könnte; sie hält ein Süppßhell für das Kind und bläst schie- 
lend in den hcissen Löffel. Dergleichen geht über allen Caravaggio 
hinaus.  Wenn man aber inne wird, wie volksthiimlich solche Werke 
sind, so möchte man beinahe wünschen, dass einmal die wahre Seulptur 
noch einen Versuch dieser Art wagen dürfte.  
Schliesslich glaube ich dem Mazzoni die Gruppe in S. Maria dellad 
Rosa zu Ferrara (neben der Thiir, links, ihrer echten Nischenaufstel- 
lung beraubt) zuschreiben zu müssen. Es ist wieder die Klage um 
den todten Christus, welcher hier mit demjenigen in S. Giovanni zu 
Modena völlig übereinstimmt; auch der fruchtbar grimassirende Schmerz 
sowohl als der plastische Styl der übrigen Figuren ist ganz dersel-' 
ben Art. Es ist Zeit, den Namen Alfonso Lombardfs (welchen man 
dem Werk aus blosser Vermuthung beilegt) von diesen Zwar energi- 
schen, aber unleidliehcn Missbildungen zu trennen.  (Eine etwas ge- 
mässigtere Gruppe ähnlichen Styles im Carmine zu Brescia, Ende des e 
SeitenschiiTes.)
	        
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