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Sculptur des XV. Jahrhunderts.
Venedig.
Rizzo.
genden giebt die Fortitudo ein herrliches Motiv, welches so ganz ver-
schieden von Ghiberlzfs Art und doch parallel mit derselben die Frei-
heit des neuen Styles mit der Würde des germanischen verbindet i).
a- (An dem Hauptfenster gegen die Riva hin, welches der Verf. Re-
paraturhalber verdeckt fand, will man in den Statuen ebenfalls Bis
Styl erkennen. Ausserdem werden ihm die Apostel und der heil.
bChristoph an der Fassade von S. Maria. de1l' Orto zugeschrieben;
letzterer wohl am ehesten mit Recht; die Apostel scheinen von ver-
schiedenen Händen zu sein 2).
Dem wachsenden Kunstbedürfniss der Republik scheinen diese
und andere einheimische Kräfte bald nicht mehr genügt zu haben.
Donatello erschien in Padua (S. 597 ff); Verocchio wurde für ein grosses
Denkmal in Anspruch genommen (S. (S03, a). Auch andere Toscaner ar-
beiteten früher uud später in Venedig, wie z. B. die sonst nicht be-
kannten Piero di Niccolö aus Florenz und Giovanni di Martino aus
uFiesole, welche das Dogengrab Mocenigo (f 1423) im linken Seiten-
schiiT von S. Giovanni e Paolo fertigten, offenbar unter Donatellds
Einfluss (und kaum vor 1450); ciu Werk das sich durch die Schön-
heit der Köpfe an den zahlreichen Statuetten auszeichnet.
Die paduanischc Malersehule mit ihrem scharfen, ileissigen M0-
delliren, ihren plastischen und antiquarischen Studien musste ihrer-
seits ebenfalls auf die Sculptur wirken; keine Itlalereien des damaligen
Italiens haben einen so ausgesprochenen plastischen Gehalt wie die
ihrigen, Verocchio etwa ausgenommen. X7Vahrscheinlich empfing von
ihr aus der veronesische Bildhauer Antonio Rizzo seine Anregung-
dVou ihm sind (um 1471) die Statuen Adam und Eva im Dogenpalast
(unten gegenüber der Riesentreppe) gearbeitet; ersterer eine vorzüg-
Fast gleichzeitig mit der Porta della earta entstand das l-leiligengrab des
i, Beato Pacilieo (1- 11437) im rechten Querschilf der Frari. Schlecht erhalten
und ungünstig in dunkler Ilöhe befestigt, scheint es der Art des B. ähnlich.
1') Von zvrei verschiedenen guten Zeit- und Stylgenossen sind in Madonna dell'
M. orto vorhanden: auf dem 3. Altar rechts eine lebensgrosse stehende Madonna,
von etwas deutschem Charakter; über der Sacriszeilhür die llalbiigur einer
Madonna, milder und anmulhiger.