598
Sculptur des XV. Jahrhunderts.
Donatello.
Statuen.
gen, oft von auffallender Steifbeinigkeit, mögen wohl auch bisweilen
einer persönlichen Bildung oder dem Modeschritt jener Zeit angehören
(über Welchen sich höher gesinnte Künstler zu erheben wussten), bis-
weilen offenbar dem Mannequin. Zu den bessern und lebensvollern
aGewandstatuen gehören vor Allen die beiden an Orsanmicchele: Mar-
cus und Petrus; viel manierirter, doch für die hohe Aufstellung wirk-
bsam drapirt: die vier Evangelisten, worunter der sog. Zuccone, am
Oampanile (Westseite); ebendort Abraham und ein anderer Erzvater
c (Ostseite). Im Dom werden ihm Apostel- und Prophetenstatuen sehr
verschiedener Art mit mehr oder weniger Sicherheit zugeschrieben.
In der ersten Nische rechts eine manicrirt lebendig gewendete mit
Porträtziigen; in derjenigen links eine andere mit den Zügen Pog-
gios; in der zweiten rechts die des Ezechias, noch elterthiimlich
befangen (schwerlich von ihm); in den Capellen des Chores die
sitzenden Statuen des Ev. Johannes und des Ev. Matthäus, beide
Wieder ausgezeichnet. Sie stammen zum Theil von der durch Giotto
angefangenen, 1588 weggebrochenen Domfassade.
.1 Ein Unicum ist die bronzene Judith mit Holofcrnes in der Loggia.
de' Lenzi. Das Lächerliche überwiegt hier dergestalt, dass man schwer
die nöthigc Pietät Endet, um die bedeutenden Schwierigkeiten einer der
frühsten profan-heroischcn Frcigruppen nach Verdienst zu würdigen.
c Die bronzene Grabstatue Papst Johanns XXIII. im Baptisterium
ist ein vortrefflichcs, ungeschmeicheltes Oharakterbild; die marmorne
Madonna in der Lnnette drüber kalt und unlieblich; die Putten am
Sarcophag naiver. _
f Die vier Stuccoiigtiren an beiden Enden des Querschiffes von S.
Lorenzo (oben) erscheinen wie flüchtige Improvisationen für einen
Zweck des Augenblickes und dürften unbeschadet dem Ruhm Dona-
tel1o's verschwinden.
Seiner Sinnesweise nach mussten ihm energische, heroische Ge-
gstalten am besten gelingen. In der That hat auch sein S. Georg in
einer der Nischen von Qrsanmicchelc durch leichte Entschiedenheit
des Kopfes und der Stellung, durch treifliche Gesammtumrisse und
einfache Behandlung den Vorzug vor seinen meisten übrigen WVerken.
hDer marmorne David in den Ufiizien (Ende des zweiten Ganges) sieht
nur wie eine befangenere Replik davon aus.