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Sculptur des XV. Jahrhunderts.
Brunellesco.
Donatello.
aAbmhamsi-elief (Ufiizien, erstes Zimmer d. B12), welches er in Con-
currenz mit dem erstem schuf, ist die nackte Figur des Isaak durch
ihren strengen Naturalismus ein bedeutendes und frühes Denkmal
dieser Richtung. Viel gemiissigter und edler spricht sich dieselbe in
bBfs berühmtem Cruciüx aus (S. Maria novella, nächste Cap. links
vom Chor); es ist eine zwar scharfe aber schöne Bildung, auch in
dem geistvollen Haupte. Doch schon hatte der gewaltige Genosse
Bis die Seulptur zu beherrschen angefangen.
Es kömmt in der Kunstgeschichte häufig vor, dass eine neue
Richtung ihre schärfsten Seiten, durch welche sie das Frühere am
Unerbittlichsten verneint, in einem Künstler concentrirt. S0 ganz nur.
das Neue, nur das dem Bisherigen Widersprechende, ist aber selten
bei einem Stylnmschwung mit derjenigen Einseitigkeit vertreten wor-
den, wie der Formengeist des XV. Jahrh. vertreten ist in Don atello
(1382 od. 87-1460).
Seine friihste grössere Arbeit, das grossc Relief der Verkündigung
ein S. Croce (nach dem fünften Altar rechts) zeigt noch eine flüchtige
Annäherung gegen die Antike hin; aber schon in den Engelkindern
auf dem Gesirnse meldet sich die spätere Sinnesweise: sie halten sich
an einander, um nicht sehwindlieh zu werden ein Zug wie er bei
keinem Friihern vorgekommen. Auch später noch klingt das Studium
antiker Sarcophage u. a. Sculpttiren aus seinen Arbeiten heraus:
solche Stellen stechen aber befremdlich ab neben dem Übrigen.
Donntello war ein hochbegabter Naturalist und kannte in seiner
Kunst keine Schranken. -Was da. ist, schien ihm plastisch darstellbar
und Vieles schien ihm darstelluilgswürdig bloss weil es eben ist, weil
es Charakter hat. Diesem in seiner herbsten Schärfe, bisweilen
aber auch wo es der Gegenstand zuliess in seiner grossartigen Kraft
rücksichtslos zum Leben zu verhelfen, war für ihn die höchste Auf-
gabe. Der Schönheitssinn fehlte ihm nicht, aber er musste sich be-
ständig zurückdrängen lassen, sobald es sich um den Charakter han-
delte. Man musste damals die Stylgesetze neu errathen, und diese
geschah überhaupt nur partiell und zaghaft; Wer sich aber einer sol-
chen Einseitigkeit iiberliess, dem musste Manches verborgen bleiben,