Die Robbia.
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Sehr zahlreich sind sodann die Lnnetten über Kirehen- und
Klosterportalen, welche bisweilen den besten Schmuck des Gebäudes
ausmachen. Von ganz kleinem Massstab bis zur Lebensgrösse fort-
Schreitend, geben sie wohl das Bedeutendste von Einzelbildung, dessen
die Schule fähig war. Es sind die halben oder ganzen Figuren der
Madonna mit zwei oder mehrern Seitenheiligen, oder mit zwei an-
betenden Engeln, auch einzelne Ortsheilige mit Engeln u. A. m.
ßine sich immer wiederholende und in diesen Formen nie ermiidende
Gattung. Die Madonna. ist bisweilen von einer Hoheit, die Heiligen
Von einem tiefinnigen Ernst, die lüngel von einer reizenden Holdselig-
keit, Welche die meisten übrigen Seulpturen der Zeit in Vergessenheit
bringen können. Im Detail ist die Gewandnng durchgängig das Ge-
ringere; die Bildung des Nackten dagegen, zumal der Hände, oft sehr
vorzüglich, freilich durch eine Haltung und Bewegung beseelt, welche
viel nachlässigere Arbeiten nnvergänglieh machen würde. Ausser
Stande, sie dem ätyl nach zu ordnen, nennen wir nur die wichtigem
Lunetten:
Ognissanti in Florenz: Krönung Mariii. - a
S. Luclai de' Magnoli: die Heilige mit zwei Engeln. b
Badia, C-ap. in der Kirche links vom Eingang: eine ehemal. Thür- c
lunette, Mad. mit zwei Heiligen, aus den allerletzten Zeiten der Schule
(von einem gew. Bnglioni?) und so schön als das Frühere.
Certosa, dritter Hof: S. Lorenz mit zwei Engeln. d
Innocenti, Eingang vom Hof in die Kirche: Verkündigung, mite
einem Ilalbheis von Cherubim, eines der edelsten Hauptwerke.
Kirche Montalvo a. Ripoli, Via. della Scala: Madimit zwei Hei- f
ligen, ebenfalls von höchstem Werthe. (Im stets verschlossenen Innern
ßßllen noch zwei gute farbige Robbia sein.)
Dom: die Lunetten beider Sacristeit-hiiren von Luea. selbst, dieg
Himmelfahrt (1446) und die (viel bessere) Auferstehung; beide zeigen
ihn von der schwiichern, nämlich von der dramatischen Seite.
S. Pierino (beim Mercato vecehio): Mad. mit zwei Engeln, sehrh
früh und von reiner Schönheit.
Ei
den Bobbia zu vergleichen, vielmehr als gleichgültig decorirender Fries rings
um den Hof gelegt, der übrigens sammt Umgang immer ein sehenswerthes
Prachtstück bleibt.
B- Cicerone. 38