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Sculptur des XV. Jahrhunderts.
D16 Robbia.
singende, musicirende und tanzende Knaben und Mädchen verschie-
denen Alters. Nirgends tritt uns das XV. Jahrhundert anmuthreicher
und naiver entgegen als hier; es ist keine schöne naive Stellung und
Geberde im Kinder- und Jugendleben, die nicht hier verewigt wäre.
Manche Motive sind auch plastisch von vollendeter Schönheit und
Strenge, der Ausdruck durchgängig überaus liebenswürdig i).
1 Im Erzguss lieferte Luca die Thüren der Sacristei im Dom.
Bei grosser Schönheit des Einzelnen sind sie doch kein ganz harmo-
nisches Werk; die Anordnung im Raum, die Wiederholung ähnlicher
Motive (je ein sitzender Heiliger mit zwei Engeln etc.), der kleine
Massstab, Wodurch der Ausdruck mehr in die Geberde als in die
Ziige zu liegen kam diess Alles stimmte nicht ganz zu Lucals
Weise, und auch in dem Grad der Reliefbehandlung fehlt Ghibertfs
untriigliche Sicherheit. (Ein Theil der Felder von Maso di Barto-
lommeo.)
Bei weitem die zahlreichsten Werke der Schule sind die Sculptu-
ren von gebranntem und glasirtem Thon, deren Florenz und
die Umgegend (nach starker Ausfuhr) noch immer unzählige besitzt;
meist Reliefs, doch auch ganze Statuen. Die Glasur, vorherrschend
weiss, bei den Reliefs mit hellschmalteblauem Grunde, ist von einer
merkwürdigen, wie man sagt, sehr schwer zu erreichenden Zartheit,
die auch der leisesten Modellirung beinahe vollkommen folgt. Anfangs
wohl aus technischem Unvermögen, in der Folge gewiss aus stylistischeu
Grundsätzen, hielten sich die Robbia durchschnittlich ausser dem Weiss
an vier Farben: gelb, grün, blau, violett 2); erst in der spätern Zeit
der Schule gaben sie dem allgemeinen Drang der Zeit nach und
führten die Colorirung bisweilen nach dem Leben durch. Allein auch
hier noch hielten sie eine sehr bäsltimmte Grenze fest; alle bloss de-
corativcn Figuren und Zuthaten lieben auf das bisherige Farben-
system beschränkt und auch in den Hauptfiguren will die Färbung,
1) Noch eine Blarmorarbeit Luca's wären drei von den Statuen an der Dom-
, Seite des Gampanile (zwei Propheten und zwei Sibyllcn; die vierte soll von
gg. Nanni di Barlolo sein. Ihre Aufstellung macht jede genauere Prüfung un-
möglich. Die beiden halbfertigen Reliefs mit der Geschichte des Petrus
befinden sich bei dem Orgelfriesxin den Uflizien.
Das schon früh vorkommende Braun scheint wie nur aufgerualt.