Volltext: Sculptur (Bd. 2)

Lorenzo Ghiberti. 
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welches mit derselben Darstellung von Brunellescd concurrirte unda 
dieser an Geschick der Anordnung und an Schönheit des Einzelnen 
beträchtlich überlegen ist (beide in den Ufflzien, I. Zimmer der Bron- 
zen), sind die Pforten der nördlichen Thür des Baptisteriums (14.03.11 
bis 1427) aus dieser frühem Zeit. Sie stellen in vielen Feldern die 
Geschichte Christi, unten die vier Evangelisten und die vier grossen 
Kirchenlehrer (sitzend) der. Als Reliefs, welche die höchsten Bedin- 
gungen dieser Gattung nahezu erfüllen, stehen sie unstreitig höher als 
die viel berühmtern Pforten der Ostthür; sie geben das Ausserordent- 
liche mit viel Wenigerem; nirgends ist mit der blossen prägnanten 
Andeutung, wie sie schon der kleine Massstab verschrieb, Grösseres 
geleistet; zugleich wird Andrea. Pisano hier an Lebendigkeit der Form 
und des Ausdruckes überholt. Die Räumlichkeit ist schon etwas uni- 
stäncllicher als bei ihm, doch noch immer stenographisch. Der Blick 
muss sich mit Liebe in diese meisterlichen kleinen Gruppen vertiefen, 
um ihnen ihren ganzen Werth abzugewinnen; dann wird man viel- 
leicht zugeben, dass Scenen wie hier die Erweckung des Lazarus, die 
Taufe Christi, die Geburt, die Tempelreinigung, die Anbetung der 
Könige, Christus als Knabe lehrend nicht mehr ihres Gleichen haben 
und von den ilntern Figuren Wenigstens der tiefsinnende Johannes 
nicht. 
Auch von den beiden von G. herrührenden Reliefs am Taufbrun-ß 
nen zu S. Giovanni in Siena (1417) ist Johannes vor Herodes, wie er 
aus dem Verklagten zum lknkliigcr wird, eine dramatische Erzählung 
ersten Werthes; die Taufe Christi entspricht im Ganzen der eben ge- 
nannten.  An dem marmornen Sacramentschrank im Chor von S. Maria I1 
1a nuova. in Florenz ist das Bronzethürchen mit dem herrlich gedach- 
ten Reliefbild des thronenden Christus olme Zweifel ein frühes WVerk 
von Ghiberti. 
Die östlichen Thüren des Baptisteriums, die sog. „Pforten des Pa-e 
radieses" (1428-42) enthalten in grössern Feldern die Geschichten 
des alten 'I'estamentes. Hier spricht das neue Jahrhundert; Ghiberti 
glaubt, ihm sei dasselbe erlaubt wie (etwas später) Masaccio; er be- 
freit das Relief wie dieser die Malerei von der blosß andeutenden, 
durch Weniges das Ganze repriisentirenden Darstellungsweise und 
übersieht dabei, dass diese Schranke in der Malerei eine freiwillige,
	        
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