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Germanische Sculptur.
Venedig.
aund Halbstatuen. Von den Figuren auf den mittlern Blumen der Ab-
schlüsse sind diejenigen an der Vorderseite modern, mit Ausnahme
der mittlern, eines sehr würdigen segnenden Christus; an der Süd-
und Nordseite scheinen sie sämmtlich gut germanisch. Ebenso die
Statuen in den Spitzthürmchen, welche nur etwas zu weit zurückste-
hen; treffliebe Arbeiten, die sich dem Styl der Massegne nähern. Die
aus dem Laubwerk hervorspriessenden Halbfiguren von Propheten
und Sibyllen haben in ihrer Beweglichkeit eher etwas mit den Figür-
chen an Calendarids Capitälen gemein; ebenso auch die Bogen-
einfassung des obern Mittelfensters (Geschichten des alten Testamentes
und Heilige unter Baldaehinen). Endlich gehen die trefflich-belebten
Urnenträger unter den Spitzthürmchen als freie Stellvertreter der wasser-
speienden Thiere schon beinahe über die geistigen Grenzen des ger-
manischen Styles hinaus, und wenn irgend eine Kunde der Vermu-
thung zu Hülfe käme, so Wären sie erst etwa in die Zeit des Mastro
Bartolommeo zu setzen.
Im Innern sind die schon erwähnten Apostel der Massegne das
Bedeutendste. Ausserdem enthalten zwei Sacramentschränke rechts
und links neben dem Chor (im Durchgang zur Nebeneapelle) ein paar
artige Figürchen von Propheten und Engeln mit Leuchtern. Die Sta-
btuen über den Siiulenstellungeu am Eingang beider Nebencapellen des
Chores scheinen von einem ungesehicktern Zeitgenossen der Massegne
herzurührem- Die Capelle S. Isidoro fand Verfasser dieses neuerlich
sammt dem daselbst befindlichen Alter unzugänglich. Der schöne Altar
ein der Capella de' mascoli Madonna mit zwei andächtigen in der
Arbeit höchst vollendeten Aposteln ist wohl erst aus dem XV.
Jahrhundert, etwa von einem der alten Weise treugebliebenen Zeit-
genossen des Mastro Bartolommeo 3 die Madonna selbst kein pisanisehes
Werk, Wofür sie gehalten wird, sondern ebenfalls venezianiseh.
Ausserhalb von S. Marco gebührt der Preis dem Relief einer
dMadonna mit zwei aubetenden Engeln, in der Lünctte einer Thiir am
linken Querschiif der Frari. Wendung und Gestalt, zumal des Kin-
des, sind von einer lebensvollen Schönheit, wie sie in diesem Styl
selten wieder so vorkömmt.
e Eine Anzahl Grabmäler vorzüglich in S. Giovanni e Paolo vol-
lenden das Bild dieses Styles. Wir nennen das Dogengrab Morosini