Volltext: Sculptur (Bd. 2)

575- 
Germanische 
Sculptur. 
Pisa. 
Siena. 
jungen Frau dargestellt; auf der andern Seite Johannes der Täufer. 
3- Die gegenüberstehende Reliefmadonna. des kleinem Altars (in der 
Handlung des Säugens) zeigt eine etwas idealere Bildung.  In S- 
hCaterina. (Cap. rechts neben dem Chor) ein Engel Gabriel und eine 
Madonna, ersterer eine der schönsten pisanischen Statuen, auch letz- 
tere von treiflieher Arbeit aber einem nichts Weniger als hohen Typus 
(1370). An dem dortigen Erzbischofsgrab (links neben der 'l'hiir), 
vom Jahr 1342, möchten doch wohl nur die untern Reliefs von Nino 
sein; die obern Figuren sind zu ungeschickt. 
Weniger eigenthümlich als Nino ist sein Bruder Tommaso Pi- 
csano. Von ihm ist der Altar N. 33 im Camposanto und die kleine 
Madonna N. 17 2, gute fleissige Arbeiten. 
Den Ausgang der pisanischen Schule in die Art des XV. Jahr- 
d hunderte, etwa in der Art des Quereia, bezeichnen ein paar Reliefs 
in S. Sisto zu Pisa. (Sonstige pisanische Sculpturen s. S. 570.) 
Die damaligen sienesischcn Bildhauer, gleich Agostino und 
Agnolo mehr von Giovanni Pisanois Geist als von dem der gleich- 
zeitigen Maler ihrer Stadt berührt, haben einige nicht unbedeutende 
eWerke hinterlassen. Die Seulpturen an der Fassade des Domes, theils 
von dem frühern Bau entlehnt, theils modern, geben keinen Massstab. 
{Im Dom von Pistoja (rechts) ist das Grabmal des Rechtsgelehrten 
Cino (1337) eine naive Arbeit des Sienesen Oinello; der Verstorbene 
gist als Docent nebst Zuhörern dargestellt 1). Im Dom von Florenz 
sieht man gegen Ende des rechten Seitenschilfes oben auf einem Aus- 
bau schwebend ein Bischofsgrab von dem Sicnesen Lino di Camaino, 
mit gutem Relief, sonst merkwürdig durch die für diese Höhe mit 
Recht sitzend, aber als sitzende Leiche gebildeten Bischofsstame.  
Von Lino ist auch das mehr decorativ wichtige Grabmal des Bischofs 
1) Diese Art von Professorendenkmälern ist dann besonders häufig in Bologna 
, wiederholt worden, wo man dergleichen sowohl vom Slyl des XIV. als des 
u XV. Jahrhunderts, z. B. im Klosterhof von S. Domenico, im Ghorumgang 
von S. Giacomo elc., mehrere findet. Die bessern zeigen in den Zuhörern 
einen abwirechselnden, bisweilen tief gemeinten Ausdruck. (Staunen, Sinnen, 
Federspitzen, Nachschreiben u. s. 
	        
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