570
Germanische Sculptur.
Schule von Pisa,
man eines vollendeten Porträts verdienen, von grossem Interesse; im
Eifer des neugewonnenen Kunstvermögens hat Giovanni den Kopf und
die Hände so im Einzelnen charakterisirt, wie etwa. Balth. Denner
zu thun pflegt.
Von seinen mit Namen genannten Schülern und Nachfolgern wird
das Sichere unten aufgezählt. Seine Schule als Ganzes aber gicbt sich
in den zahlreichen Sculpturen des XIV. Jahrhunderts in und ausset-
ahalb Pisa kund. In Florenz gehören z. B. die Statuetten mehrerer
Gräber zu S. Croce wahrscheinlich hieher; die grossc plastische Werk-
statt war eben damals überhaupt Pisa und nicht Florenz, sodass
auch die geborenen Florentiner dort Lehre und Anregung empfangen
mochten.
In Pisa haben, wie es scheint, verschiedene Schüler noch bei
Giovannfs Lebzeiten die vielen Statuetten an der Aussenseite der
bvon ihm erbauten S. Maria della Spina verfertigt, die denn auch
von sehr verschiedener Güte sind. Ganz trefflich und rein einige der
zwölf gegen den Christus in der Mitte gewendeten Apostel, auch
einiges am vordern Giebel.
Noch unter Giovannfs Einfluss möchte auch die liegende Grab-
cstatue Heinrichs VII im Carnposanto mit dem edel gewendeten
Haupt und dem ganz vorzüglich drapirten Kaisermantel gearbeitet
sein; die Apostel am Sarcophag zeigen unmittelbar den Styl seiner
Schule. (Die sitzende Statue desselben Kaisers am andern Ende des
Gebäudes ist nebst ihren Begleitern ein rohes Werk dieser Zeit.)
Die spätere Zeit der Schule gicbt sich u. a. durch ein zierliches
Rafiinement der Gewandung kund, wie diess z. B. an der schönen
(Kverstiimrnelten) Madonna im Camposanto N. 179 zu bemerken ist,
auch an der Gruppe eines Apostels mit zwei Propheten N. 69 u. s. W.
Alles in Allem gerechnet, ist Giovanni der einflussreichste Künst-
ler seiner Zeit gewesen. Ohne ihn hätte es keinen Giotto gegeben
oder einen andern und befangenern. Giotto verdankt ihm gewiss
mehr als seinem Lehrer Cimabue.