Adler etc.
Fabelthiere.
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den sämmtlichen Darstellungen des Ganymed zeigt allerdings vielleicht
keine einzige den Adler mit vollkommenem Lebensgefühl durchgebil-
det, wenn es auch an guten Motiven nicht fehlt Als Symbol
an römischen Denkmalen wurde wieder aus andern Gründen der Adler
nur decorativ behandelt. Irgend einmal aber hatte sich die Kunst
ernstlich des Königs der Vögel angenommen und ihn auf immer so
stylisirt, wie er bis heute plastisch pflegt gebildet zu werden, nämlich
mit beträchtlicher Verstärkung der untern Theile (eine Art starkbeiie-
derter Knie) und mit grossartig umgebildetem Kopf. Eines der besten
Exemplare bleibt immer der Reliefadler in der Vorhalle von SS. Apo a
stoli zu Rom.
Für den Begriff der quantitativen Ausdehnung, welche diese
Thiersculptui- erreicht hatte, sorgt, wie gesagt, die Sala degli Ani-b
mali. Hier findet sich der Elephant wenigstens in verkleinertem Re-
lief, der Minotaurns, von einem Kameel der riesige Kopf, auch das
Haupt eines Esels (ohne besondern Humor), mehrere Krokodile, Pan-
ther, Leoparden (mit eingelegten Flecken); dann Gruppen des Kampfes
und der Beute, wie die von Löwe und Pferd (s. oben), Hund und
Hirsch, Panther und Ziege, Bär und Rind etc.; kleine Amphibien und
Seethiere, oft von farbigem Marmor; von Vögeln namentlich Pfauen
u. a. m. Manches hat den Charakter blasser Spielerei.
Ansserdem wird man in den Sammlungen kleiner Bronzen
(z. B. Museum von Neapel, drittes Zimmer, Uftizien in Florenz, zwei-c
tes Zimmer der betreffenden Abtheilung, sechster Schrank) eine grossed
Anzahl und zwar gerade der schönsten und lebensvollsten Thier-
motive vorfinden; am letztgenannten Ort u. a. einen trefflichen Stier
mit menschlichem Angesicht, von griechisch seheinender Arbeit. Auch
hier gicbt sich die antike Kleinsculptur nicht als Fabrikantin artiger
Nippsachcn, sondern als eine des Grössten fähige Kunst zu erken-
nen (s. 496, 497).
Eine Anzahl von T hieren konnte ihrer Natur nach bloss in der
Malerei und höchstens im Relief zu ihrem Rechte kommen. Dicss
sind ausser den Fischen die siimmtlichen fabelhaften Wasser-
Wesen, Seestiere, Seepanther, Seeböcke, Seegreife u. s. w., welche
den Zug der Tritone und Nereiden begleiten; die Tritone selbst sind,
wie oben (S. 484) bemerkt, aus einem menschlichen Oberleib mit dem