Antike Sculptur.
Gruppen.
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(in dem Exemplar welchem das vaticanische Fragment angehört, eine
an seinem Knie niedergesunkene Schwester schützend); von den
Töchtern ist mit Ausnahme der genannten keine in der Arbeit mit der
verstümmelten laufenden Statue des Museo Chiaramonti (S. 305, d) zu
vergleichen und zwei oder drei sind ganz gering, was auch von der
Ausführung in mehrern Söhnen gilt. Der Pädagog ist eine nicht zu
verachtende römische Arbeit, nur unangenehm restaurirt. Der sog.
Nareiss ist mit Recht in neuerer Zeit der Sammlung als verwundeter
Niobide beigesellt worden. Vom todten Sohn ist in München ein noch
besseres Exemplar.
Wenn nun vielleicht an keiner der florentinischen Statuen ein
griechischer Meissel gearbeitet hat, so sind sie doch von grossem und
bleibendem Werthe. Das überaus grandiose Motiv der Mutter ver-
einigt die höchste Gewalt des Momentanen mit der grössten Schön-
heit der Darstellung; sie flieht, schützt und fleht; das Heraufziehen
des Gewandes mit der Linken, so erfolglos es gegen Göttergeschosse
sein mag , ist gerade als unwillkürliche Bewegung so sprechend.
(Diese Theile ergänzt, aber richtig.) Die ganze Gewandung, noch in
der Nachbildung vorzüglich, muss im Urbild von einer Herrlichkeit
gewesen sein, die vielleicht keine Antike unter den vorhandenen wie-
dergiebt; hier ist Alles Bewegung und doch kein Flattern; der herr-
lichste Körper drückt sich darin aus. Den Kopf geniesst man besser
in Einzelabgüssen. (Vielleicht wird bisweilen mehr hineinphantasirt
als in diesem Exemplare wirklich ist.) Nach der Mutter wird man
wohl dem Sohne mit dem Gewand über dem Haupt den Preis geben
Einer genauen Beachtung ist der Typus werth, welcher in diesen
Gestalten durchgeführt ist. Mutter und Töchter, soweit ihre Köpfe
echt sind, haben diejenige grossartige, reife Schönheit, welche sich
der siegreichen, auch wohl der knidischen Aphrodite nähert; selbst
die jugendlichsten zeigen einen matronnlen Anflug, wovon man sich
durch Vergleichung mit der mediceischen Venus leicht überzeugen
kann; es ist das frühere Schönheitsideal der griechischen Kunst über-
haupt, welches sich zu erkennen giebt. Die Söhne sind gemässigt
athletisch gebildet und ihr Gesichtstypus steht zu demjenigen des
Hermes in einem ähnlichen Verhältniss wie der mehrerer jugendlicher
Athleten, abgesehen von dem zum Theil meisterhaft mit wenigen