Thermen Caracallais und Diocletians.
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Raumes, der Pinakothek, einigermassen ziun Leben zu erwecken,
nehme man den Friedenstempel zu Hiilfe, obschon er fast 100 Jahre
neuer, demgemäss geringer und nichts weniger als identisch mit dem
fraglichen Thermensaal gebildet ist; immerhin hatte er das grosse
Mittelschiff mit Kreuzgewölben und Obcrfenstern und die drei mit
'l'onnengewölben sich anschliessenden Nehenräume auf jeder Seite mit
demselben gemein. Auch die Siiulenbekleidung war Wohl eine iihn-
liche; für die Basilica wie für den Thermensaal nimmt man an, dass
noch eine kleinere Säulenordnung mit Gebiilke vor den Nebenriiumen
vorbeiging und sie vom Mitttelschiff sonderte. Die Säulen und die
ganze kostbare Bekleidung dieser 'I'hermen überhaupt umrden, zum
Theil erst seit dem XVI. Jahrhundert, zur Decoration unzähliger ino-
derner Gebäude verbraucht. Räthselhaft -und doch wahrscheinlich
bleibt auch hier die Dunkelheit der beiden grossen Sehwimmsäle,
während die vordere Halle von vorn, die Pinakothek und ohne Zweifel
auch der runde Ausbau von oben ihr Tageslicht empfingen.
Die Thermen Diocletians auf dem Viminal waren der Masse n
nach denjenigen des Caracalla überlegen, lösten aber, wie es scheint,
keines jener grossen baulichen Probleme mehr, sondern bestanden eher
aus Wiederholungen schon früher bekannter Baugedanken, Welche hier
etwas müde nebeneinander auftreten. So finden sich unter den Aussen-
werken zwei Rundgebäude mit Kuppel, deren eines als Kirche S. Ber- 1,
narrlo ziemlich wohl erhalten ist; die Nische der Thür und die des
jetzigen Chores schneiden sich wieder mit der runden Hauptform so
unangenehm als am Pantheon, mit welchem dieses Gebäude übrigens
auch das Oberlicht gemein hat. (Die Cassetten achteckig, mit schrägen
Quadraten dazrvischen.)
Besonders charakteristisch für die Zeit des Verfalls ist der Kup-
pelraiun hinter i) der Pinakothek, welcher von der Höhe und Grösse
des entsprechenden Stückes im Bau Caracallas weit entfernt, ja zu
einem ganz kiimmerlichen Anbau eingeschrumpft erscheint. Die Pi-
nakothek selber ist in Gestalt des noch jetzt überaus majestätischen
D. h. für den jetzigen Zugang vorn , so dass dieser runde Raum die Vor-
halle von S. Maria degli Angelkbildet. Die jetzt ganz verschwundene Vor-
depseite lag in der Richtung gegen das prätorianische Lager hin.
B. Cicerone. 4