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Architektur.
Thermen des Titus und Caracalla.
noch das grosse zehneckige Kuppelgebäilde mit dem irrigen Namen
eines „Tempels der Minerva. medica" erhalten, unweit von Porta mag-
giore. Welche Function dieser Raum in den Thermen hatte, wollen
wir nicht errathen; genug (lass schon hier, so bald nach Erbauung
des Pantheons, die entscheidenden Veränderungen im Iiuppellynu als
vollendete Thatseche vor" uns stehen: die polygone Form zu Gunsten
des Anschlusses der tnitern Nischen, sodass jedoch in der Kuppel selbst
durch den Stuccoübcrzng der Anschein der Halblcugelform beibehalten
wird; merkwürdig ist auch die Ersetzung des Kuppellichtes durch
Fenster über den Nischen. ("Die Mitte der läuppel, Welche seit nicht
sehr langer Zeit eingestürzt ist, erscheint in allen friihern Abbildun-
gen als geschlossen.) So war schon um die Zeit von Christi Geburt
das fertige Vorbild für die spätem Kuppelkirehen gegeben. Von der
vcrmuthlichen Bekleidung des Innern mit Säulen und durchgehenden
Gebälken ist nicht einmal eine Andeutung am? unsere Zeit gekommen.
Der jetzt noch hie und da erhaltene Stucco möchte kaum der UTSPPÜDg-
liehe sein.
a Die Thermen des Titus und des Trajan, wunderlich durch
einander gebaut, geben in ihren jetzt noch zugänglichen Theilen einen
Begrii? zwar nicht mehr von der längst ausgeraubten Praehtausstcttung,
wohl aber von der gewaltigen Höhe der einst wie jetzt dunkeln und
auf künstliche Beleuchtung berechneten Gemächer. Der Grundriss ist,
soweit man ihn verfolgen kann, der hesondern Umstände wegen nicht
massgebend.
Architektonisch die bedeutendsten Thermen sind oder waren die-
b jenigen des Oaracalla. Vier Hauptmotive waren hier, wie es scheint,
unvergleichlich grandios durchgeführt: 1) Die grossen, etwas oblongen
gewölbten Schwimmsäle, auf Pfeilern und Säulen ruhend an bei-
den Enden, 2) die vordere Halle, der Breite nach von vier Säulen-
Stellungen durchzogen, 3) der mittlere Langraiun (Pinßküthek) und
4) der hohe runde Ausbau nach hinten, von welchen nur die Ansätze
vorhanden sind; zahlreicher Übergangsränme, Anbauten und Aussen-
werke nicht zu gedenken. Das Ganze lag so hoch, dass es noch jetzt
wie auf einer Terrasse zu stehen scheint. NVie sich das obere Stock-
werk zwischen und über den Haupträurnen liinzog, ist bei seiner fußt
gänzlichen Zerstörung schwer zu sagen. Um das Bild des wichtigsten