Die Bestimmung der Basiliken, als Börse, Stelldichein und Gerichts-
halle, war jedoch durchaus nicht an diejenige Form gebunden, welche
in Rom und anderwiirts die besonders übliche sein mochte. Wir er-
fahren in der That, dass auch ganz abweichende Formen versucht
Wurden, je nach den Mitteln und dem Sinn des Baumeisters. Einen
solchen Versuch erkennt man in dem sog. Friedenstempcl zua
Rom, welcher eine von Muxentius (306-312) errichtete Basilica ist.
Sie hat nur die dreischifiige Eintheilung und die (jetzt nicht mehr
sichtbare) hintere Nische mit der sonst üblichen Anordnung gemein,
sonst aber ist es ein Gcwölbebau, dessen weite Spannungen den leb-
haftesten Verkehr einer grossen Menschenmenge gestatteten, und zwar,
des gewölbten hiittelscliifes wegen, bei jeder YVitterung. Das hoch-
bedeutende WVölbuxigssystem drei Kreuzgewölbe der Liinge nach
in der Mitte und drei niedrigere Tonnengewölbe auf jeder Seite
war schon früher imThermenbau ausgebildet werden; gegenwärtig fehlt,
auch an dem geretteten Theil, die Bekleidung, nämlich vertretende
korinthistehe Säulen an jedem Ilauptpfeiler. (Die eine noch vorhan-
dene stellte Paul V. bei S. Maria maggiore auf.) Sie trugen das Ge- h
Wölbe nur scheinbar, nicht wirklich, und desshulb vermisst sie auch
das Auge nicht, so wenig als die (vermuthliche) Siiiilcnstellung llings
der untern Wände der drei Seitengewölbe, allein sie gewährten einst
im Ganzen einen gewiss prachtvollen Anblick. An und fiir sich war
die ehemalige lliarmorbekleidung, nach den Fragmenten zu urtheilen,
allerdings von geringer und lahmer Bildung; die Decorntion der Nische
mit kleinen Wandnischen, die mit Säulchen eingefasst wvaren, muss
etwas fast Kindisches gehabt haben. Die Consolen, welche diese Säul-
ßhen trugen, sind. noch erhalten. Die Cassetten der drei Seitenge-
wölbe sind aehteckig mit kleinen schrägen Zwischcnquadraten, die der
neuern Nische sechseckig mit kleinen Zwischem-auten, die des Haupt-
Schiifes hatten, nach einem Fragment zu schliessen, verschieden ge-
formte Felder alle aber zeigen, dass die Cassette ihre Eigenschaft,
als Abschnitt eines Deckenraumes, mit der einfachen quadratischen
1') Ihre Grundmauern sind in den Gebäuden auf der Seite gegen das GaPiIOI 11m
noch vorhanden. Die jetzige Nische, am rechten Nebenschlff, lSl i'm etwas
späterer Zusatz.