Volltext: Architectur (Bd. 1)

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Architektur. 
Grabmäler. 
Columbarien. 
Pompeji- 
asammen. Auf dem neuen Campo santo bei Neapel und anderswo 
hat man dieses Motiv wieder aufgegriffen und sowohl Farniliengriifte 
als auch Grabcapellen für die Mitglieder der sog. Confraternitäten in 
Form von kleinen Tempeln errichtet. Trotz der meist sehr oberfläch- 
lich gehandhabtcn antiken Nachahmung ist jenes Camposanto jetzt der 
schönste Kirchhof der Welt, auch ganz abgesehen von seiner Lage. 
Andere Kirchhöfc, deren Werth in den prächtigsten Separatgräbern be- 
steht, werden ihn in der Wirkung nie erreichen. Und Wie viel grösser 
würde diese noch sein, wenn man die echten griechischen Bauformen 
angewandt und nicht ein abscheulich missverstandenes Gothisch neben 
die lahme Classicität hingesetzt hätte. 
Ohne allen baulichen Schmuck erscheinen (wenigstens jetzt) einige 
sog. Columbarien, unterirdische Kammern mit bisweilen änsserst 
zahlreichen Nischen (bis auf 150) für die Aschenkriige. S0 dasjenige 
hfiir die Dicncrschaft des augusteischen Hauses an der Via Appia. (inner- 
c halb Porta S. Scbastiano) und dasjenige in der Villa Panifili. Ihre innere 
Verzierung besteht, z. B. beim letztern, in einem gemalten Fries, an- 
derswo in Arabesken an der gewölbten Decke u. s. w. 
d ländlich bietet uns die Gräberstrasse Pompejfs eine ganze 
Anzahl der verschiedensten Grabformcn dar, Capcllen, Altäre, halb- 
runde Steinsitze u. s. w. Die neuere Decoration, in ihrer Verlegen- 
heit nm würdige Gestaltung der letzten Rnhestättc, hat sich oft hieher 
an die llciden gewandt, um sich Rathes zu erholen, und unsere nordi- 
schen Kirchhöfe sind damit nur noch bunter geworden. Die Alten werden 
uns aus der Grabmäileranarchie, in die wir aus innern Gründen un- 
serer Bildung verfallen sind, nie heraushelfen, so lange wir ihnen nur 
den Zierrath und nicht das Wesentliche absehen, nämlich das Collec- 
tivgrab. Dieses ist freilich am ehesten bei der Leichenverbrennung 
mit. mässigen Mitteln schön auszuführen, und unsere Sitte verlangt be- 
harrlich die Beerdigung, ohne darauf zu achten, Welches Schicksal später 
die Gebeine zu treffen pflegt, sobald ein Kirchhof einer andern Be- 
stimmung anheimftillt, und wie viel sicherer die Aschcnkriige in einem 
verschlossenen kleinen Gewölbe geborgen sind.  Seit dem II. Jahr- 
hunderte lcaznen mit der Beerdigung die Sarcophage wieder in Gc- 
brauch, welche. theils im Freien, theils in unterirdischen Griiftcn, thcils 
in Grabgclviiudcn wie die bisher üblichen gestanden haben mögen.
	        
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