Villen und Gärten.
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dichte Cypressenhecken und Lorbeern, im letztem vorzugsweise Eichen.
Diese Einfassung macht zugleich die der Öconomie überlassenen Stücke
des Gartens unsichtbar.
Es wird hier durchaus im Gros sen gerechnet; indess ist nicht zu
läugncn, dass ohne die Mitwirkung des Irrationellen, der Bergfcrnen,
der ländlichen oder städtischen Aussichten, auch wohl des Meeres
und seiner _Küsten' der Eindruck vielleicht ein schwerer und drücken-
der sein Würde. Ein solcher ist (mindestens für mein Gefühl) der des
Gartens von Versailles, dessen letzte Perspectiven sich in die unbe-
dcutendste aller Gegenden verlaufen. Auch die vollkommenste Ebene,
wenn sie nur durch Berglinien beherrscht wird, kann sich zum italie-
nischen Garten eignen, während hier das so bedeutend behandelte
Terrassenwerk die mangelnde Aussicht nicht ersetzt. Der Contrast
der freien Natur oder Architektur, Welche von aussen in den italieni-
schen Garten hereinschaut, möchte geradezu eine Grundbedingung des
Eindruckes sein.
Wir beginnen diese zweite Reihe mit der einst herrlichen Villaa
Montalto-Negroni auf dem Viminal und Esquiliu, angelegt seit
etwa 1580, noch in ihrem verwilderten und zum Theil ausgehnlzten
Zustande schön und ehrwürdig. Das untere Casino ein Bau Dome-
nichino's; sonst im Ganzen mehr das Ländliche als das Bauliche vor-
herrschend; bedeutende Mitwirkung der Kirche S. Maria maggiore;
vom Cypressenhügel aus eine grandiose Aussicht auf die Campagna.
Villa Aldobrandini bei Frascati (der Garten wahrscheinlichb
mit dem Palast von Giacomo della Porta angelegt) ist dagegen
ein prächtiges, durch hohe natürliche Vortheile begünstigtes Haupt-
beispiel des strengen Styles. Der Pruukgarten auf hoher Terrasse,
zu welcher Rampen emporfiihren; an dessen Rückseite der Palast, an
Masse und Styl sehr verschieden von den Casini römischer Stadtvillen,
welche blosse Absteige- und Fest-Hallen sein wollen. Dahinter das
mächtige Teatro mit Grotten und Fontainen, und über demselben die
Eichen, durch deren Mitte die von einer obern Fontaine herunterkom-
mende Cascade fliesst; einer Menge Nebenmotive nicht zu gedenken.
(Villa Mattei auf dem Cölius, 1582, ist gegenwärtig und aufc
längere Zeit unzugänglich.)
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