388
Der Barockstyl.
aSaal in der Pinakothek zu Bologna u. A. m.; umständliche Anwei-
sungen in seinem Lehrbuch.) Aus der spätesten Zeit des Styles ist
bdas Gewölbe im Carmine zu Florenz (um- 1780, von Stagi) eine
nicht zu verachtende Arbeit, man glaubt aus einem tiefen Prachthof
durch eine grössere und zwei kleinere Öffnungen in den Himmel zu
schauen. Gleichzeitig mit Pozzo arbeiteten Haüiner und Colonna in
vielen Städten Italiens die baulichen Theile der Deckeninalereien.
Natürlich konnten sich die Maler nie ein Genüge thun. Welche
Kunstgriiie erlaubte man sich bisweilen, um die täuschende Wirkung
auf das Äusserste zu treiben! Die ltilaler, trotz ihrer "blühenden
Palette", vermochten doch ihren Glorien natürlich nie die Helle des
Tageslichtes, geschweige denn den Glanz des Paradieses zu geben;
man hatte die Fenster neben der Malerei zur Vergleichung. Es ge-
schah nun das Mögliche um sie zu verstecken und nur auf das be-
malte Gewölbe, nicht auf die Kirche abwärts wirken zu lassen. Man-
sard in seinem Invalidendom baute zwei Kuppeln über einander, die
obere mit Seitenfenstern, die untere mit einer Öiihung, welche gross
genug war, um die Malereien der obern, nicht aber die Fenster sehen
czu lassen. Am wunderlichsten half sich der Baumeister von S. An-
tonio zu Parma (der jüngere Bibiena, um 1714). Er baute im
Langhaus zwei Gewölbe übereinander, gab dem obern starkes Seiten-
licht, und licss im untern eine Menge barocker Öffnungen, durch
welche man nun die himmlischen Personen und Engel an der obern
Decke hell beleuchtet erblickt. Als Scherz liesse sich der Gedanke
auf ansprechendere Weise verwerthen.
Die daneben noch immer, hauptsächlich in Venedig und Neapel
üblichen, mit einem System von Einzelgemälden überzogenen Flach-
decken erschienen als ein nüberwundener Standpunkt" neben solchen
Kühnheiten; der Ton dieser Ölgemälde war schwer und dunkel neben
den fröhlichen Farben des Fresco. Als endlich in Venedig 'l'iepolo
die Gloricnmalerei in Fresco einfiihrte, ging ei- mit kecker Übertrei-
bung über alles Bekannte hinaus.
Die erstaunlichsten Excesse beginnen überhaupt erst mit dem
XVIII. Jahrhundert. In der Absicht, das Raumverhiiltniss der himm-
lischen Schwcbegruppen recht deutlich zu versinnlichen und den Be-
schaucr von deren WVirkliehkeit zu überzeugen, licss man die Arme,