Interieurs. Inerustationen. Sculpturen. 385
von S. Carlo in Genua; Capellen in allen reichern Kirchen Roms.) Ina
S. Peter zu Rom füllte Bernini (S. 339) die untere Ordnung vollends
mit Reliefzierrathen in Mosaik an.
Den reichsten Schmuck erhielten insgemein die Theile, welche
dem Auge die nächsten Waren, Sockel, Piedestale von Altarsäulen etc.
(Mosaikwappen der hlediceischen Capelle in Florenz, in S. Ambrogiob
in Genua. ete; Capellenschranken in S. Martina zu Neapel). XVer
aber die Stoffe nicht hatte, ahmte sie in Scagliola oderStuck-
marmor nach, wenn nicht an den Bautheilen selbst, doch wenig-
stens an den Altiiren. Welch undankbare Opfer man sich doch bisweilen
auferlegte, lehrt z. B. die Jesuitenkirclie in Venedig. Das Teppich-c
muster, grüngrau auf Weiss, Welches die Flächen zwischen den Pi-
lastern, ja auch die Säulen im Chor deckt, wird Niemand beim ersten
Blick für etwas Anderes, als für eine aufgemalte Decoration halten.
Dann denkt man vielleicht an Stucco oder Seagliola, bis das Auge
sich zuletzt überzeugt, dass es sich um ein unendlich kostspieliges
hlarmormosaik handelt.
Zu dieser Art von Polychromie wollte dann das Plastische
nur noch im derbsten Ausdruck passen. Die antike Architektur hatte
die Bogenfiillungen mit Reliefiiguren, z. B. am 'l'itusbogen mit Victo-
rien beseelt, an welchen man nicht bloss den herrlichsten plastischen
Styl, sondern die vollkommenste Ilarmonie der Anordnung und des
Reliefmasses mit den Bauformen bewundert. Die Renaissance ahmte
dergleichen zuerst schön und massvoll (Altar Alexanders VI in derd
Sacristei von S. M. del Popolo), dann mit kecker Umwandlung des
Reliefs beinahe in Freisculptur (Jac. Sansovinois Bihlioteca, S. 326)
nach. Der Barockstyl aber gab auch die Harmonie mit der Form der
Bogenfüllung Preis und liess grossc allcgorische Figuren in dieselbe
hineinsitzen, so gut es ging. Mit ihrer ziaturalistischen Auffassung
empfindet das Auge um so peinlicher ihren Anspruch, wirklich da, zu
sitzen, Wo kein menschliches Wesen sitzen kann. Peter in Rom;e
S. Ambrogio in Genua etc.) Bloss gemalte Figuren desselben natu-
ralistischen Styles (z. B. diejenigen des Spagnoletto in S. lliartino zu f
Neapel) sind an dieser Stelle erträglicher, weil sie wenigstens hinter
dem Bogen sitzend gedacht sind und nicht herunter zu fallen drohen.
In der Folge überlud der Baroekstyl iroch alle Gesimse, nament-
B. Cireroue. 25