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Architektur von 1540 bis 1580.
interessirt uns das Gebäude in ähnlichem Sinne wie Ligorizüs Villa
Pia (S. 316, e), als letzte Villa der Renaissance. An Reiz und Anmuth
kommt es der Farnesina, an Würde der Villa Madama, an Vollstän-
digkeit der Ausführung 1) und Erhaltung dem Palazzo del Te aller-
dings bei Weitem nicht gleich; man glaubt die schwankenden und
zum Theil kleinlichen Einfälle des Bauherrn noch jetzt zu erkennen,
doch bleibt das Ganze sehr sehenswerth. An der Strasse selbst
(10 Minuten vor Porta del Popolo) beginnt die Anlage mit einem
nicht grossen aber grossartig gedachten, übrigens unvollendeten Pa-
last, in dessen Fenstereintheilung und Siiulenloggia sich am ehesten
Vignolavs Eriindiuig verräth. Von hier führt ein Seitenweg rechts
zwischen den Gartenmauern zur eigentlichen Villa hinan, deren Fas-
sade ein schlechtes Gemisch abwechselnder Bauentschlüsse ist; auch
die Gemächer im Innern verdienen höchstens wegen der Fresken der
Zuccheri einen Blick. Gegen den Hof bildet das Gebäude eine halb-
runde Situlenhalle; dann folgen rechts und links stuccoverzierte Hof-
wände und hinten eine offene (jetzt mit Glasthüren verschlossene)
Säuleuhalle, durch Welche man in den hintern Brunnenhirf sah
Dieser enthält in zwei Stockwerken Nischen und Grotten und in sei-
ner Mitte eine halbrunde Vertiefung mit Brunnenwerken, zu welcher
Treppen hinabfiihren. Zur Ergänzung des Eindruckes gehört der
Schatten aussenstehendei-Bäume (und die Bekanntschaft mit dem Cha-
rakter Julius III wie ihn Ranke schildert).
Von Vignola allein ist (oder war!) alles Architektonische an den
aOrti Farnesiani auf dem Palatin: Portal, Grotten, Rampentreppen,
Brunnen und oberer Doppelpavillon in glücklich gedachter perspecti-
vischer Folge. Blieben die 'l'rümmer ihrem natürlichen Verfall über-
lassen, so hätten sie ihre bestimmte Ruinenschönheit; leider kommt
moderne absichtliche Zerstörung hinzu. Die Wenige noch erhaltene
Decoration zeigt, dass die Renaissance vorüber ist, dass der mehr auf
Gesammteifektc ausgehende Styl die Oberhand erhalten hat. (Die
1) Die sehr ausgedehnten Gartenanlagen mögen während des kurzen Poniificates
blosse Anfänge, ja hlosse Entwürfe geblieben sein. Der betreffende Grund
und Boden ist längst anders vertheilt.
z) Derselbe wird auf Nathfrage bei den dort casernirten Carabinieri geöffnet.