Volltext: Architectur (Bd. 1)

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Hochrenaissance. 
Michelangelo. 
des Baues überhaupt abgelöst, fiel sie aus wie sie zu Anfang des 
XVII. Jahrhunderts ausfallen musste, als ungeheure Decoration, deren 
Theile auf alle Weise vor- und rückwärts, aus- und einwärts treten 
ohne Grund und Ursache. Selbst mit Anschluss an dasjenige Motiv, 
welches Michelangelo an den übrigen Aussenseiten der Kirche durch- 
geführt, hiitte sich etwas viel Grossartigeres machen lassen. Aber 
derselbe Maderna schuf auch das Innere der Vorhalle, welches eine 
der schönsten modernen Bauten in ganz Rom ist. Die vorgeschriebene 
Einfachheit in Gliederung und Farbe lässt die Wirkung der Verhält- 
nisse ungestört. 
Nach Madernais Tode kam der noch junge Bernini über das 
Gebäude (1629). Von den Glockenthiirmen, welche an beiden Enden 
der Fassade (wo das Auge sie nicht verlangt) prangen sollten, baute 
er einen und musste ihn wieder abtragen. Beträchtlich später, schon 
als Greis (1667) legte er die berühmten Colonnaden an, bei Weitem 
das Beste was er überhaupt gebaut hat. Die Bildung des dorischen 
Details ist nicht nur einfach, was sie bei der hundertinaligen Wieder- 
holung der Formen durchaus sein musste, sondern kalt; allein fast 
gar nicht barock. (Die Säulen der äussern Curven sind dicker als 
die der innern.) WVas die Gesammtanlage betrifft, so ist vor allem 
Maderna seinem Nachfolger den grössten Dank schuldig; Bernini hat 
das Mögliche gethan, um die Fassade zu heben und gross scheinen 
zu lassen. Diess geschah namentlich durch die Annäherung der beiden 
nächsten Hallenenden, über Welche sie so weit emporragt, während 
zugleich das Auge über das (in der 'l'hat ziemlich starke) Ansteigen des 
Platzes getauscht und damit in der Meinung erhalten wird, sie stehe 
beinahe auf demselben Plan mit den Colonnaden. Träten die Hallen- 
enden weiter auseinander als die Fassade breit ist, so würde jene 
Vergleichung wegfallen. In dem elliptischen Grundplan der Colonna- 
den selbst liegt wiederum eine Scheinvergrösserung, indem das Auge 
ihn eher für rund hält, ihm also eine Tiefe zutraut, die er nicht hat. 
 Die Stelle ist richtig gewählt; wenn S. Peter ein Atrium haben 
sollte, von welchem aus die Kuppel sichtbar war, so musste dasselbe 
in einige Entfernung zu liegen kommen, selbst ohne die mitbestim- 
mende Rücksicht auf den schon vorhandenen Vorbau des vaticantschen 
Palastes. 
	        
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