Volltext: Architectur (Bd. 1)

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Hochrenaissance. 
Bau von S. Peter. 
Sinn hineingebraeht hat. (Wem das sehr bizarre Nisehenwerk in 
den drei Tribuneu zur Last fällt, Weiss ich nicht anzugeben; die 
Stuceaturen ihrer Halbkuppeln sind erst aus dem vorigen Jahrhun- 
dert.) Das hier ausgesprochene System ist es, welches einen so un- 
geheuern Einfluss auf den Innenbau der ganzen katholischen "Welt 
ausgeübt hat und als Kanon in tausend Variationen nachgeahmt wurde. 
Als einfaches Gerüst ist diese Bekleidung grossartig gedacht; das 
Vor- und Zurücktreten des Gesimses ist verhältnissmässig sparsam 
gehandhabt, sodass dem letztern seine herrschende YVirkung bleibt; 
die Pilaster sind ebenfalls noch einfach; erst die Nachahmer wollten 
durch Vervielfältigung der Glieder die XVirkung überbieten. Die Cas- 
settirung der grossen Tonnengewölbe, zwar erst beträchtlich später, 
aber doch Wohl nach der Absicht des grossen Meisters ausgeführt, ist 
in ihrer Art classisch zu nennen und unbedenklich als das beste De- 
tail der ganzen Kirche zu betrachten, während die Einzelbildung der 
Pilastel- und Gesimse doch nur von niittlerm "KVerthe ist. 
Die Kuppel Michelangelois, an Form und Höhe derjenigen der 
frühern Baupläne gewaltig überlegen", bietet vielleicht von aussen die 
schönste und erhabenste Umrisslinie dar, welche die Baukunst auf 
Erden erreicht hat. Hier zuerst ist der Cylinder in colossaler Grösse 
zum Ausdruck tragender Kräfte (in Gestalt der gekuppelten Säulen 
mit vorgekröpftem Gebälk) erhoben: über das Wie? wird man wohl 
streiten, aber schwerlich innerhalb dieses Styles eine andere Lösung 
angeben können. (Was an Ste. Genevieve in Paris möglich war, der 
offene Säulengang ringsum, war bei den viel grösscrn Verhältnissen 
von S. Peter unmöglich und wäre constructiv jedenfalls Werthlos.) 
Endlich ist die überhöhte Schale mit der Lanterna im Gedanken wohl 
abhängig vom Florentiner Dom, aber in der Ausführung und in den 
Verhältnissen unvergleichlich viel schöner, erstere schon durch die 
Rundung. 
Ins Innere fallen durch die grossen Fenster des Cylinders jene 
Ströme von Oberlicht, welche die Kirche Wesentlich beherrschen. Die 
WViinde des Cylinders und der Schale sind auf das Glücklichstc or- 
ganisirt durch Pilaster, Attica und Gurte, welchen sich die Mosaiken 
sehr zweckmässig unterordnen. Wenn man sich das schlechte spätere 
Nischenwerk der vier Hauptpfeilcr summt ihren Statuenhinwcgdenkt
	        
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