Bramante.
Cancellerla.
Pal. Giraud.
305
abbraeh. Das Mittelalte r hatte sie auch nur von irgend einem antiken
Gebäude genommen, und wir dürfen vermuthen, dass sie ihre jetzige,
dritte Bestimmung harmonischer erfüllen als die zweite. Es sind 26
im Erdgeschoss, 26 im mittlern Stockwerk, mit leichten, weiten Bogen;
das Obergeschoss wiederholt das Motiv desjenigen der Fassade, nur
mit je einem Pilaster zwischen den Fenstern, statt zweier. Der wun-
derbare Eindruck des Hofes macht jedes weitere Wort überflüssig.
Die Kirche S. Lorenzo endlich, wie sie Bralnante neu bautefl
ist trotz moderner Vermörtelung noch eines der schönsten und eigen-
thümliehsten Interieurs; ein grosses gewölbtes Viereck, mit Hallen
trefflich detaillirter Pfeiler auf drei Seiten; hinten die Tribuna; mit
fast ausschliessliehem Oberlicht durch das mächtige I-Ialbrundienster
links; reich an malerisch beleuchteten Durchblicken verschiedener Art.
Wir wissen nicht war es Bramantäs eigne Überzeugung von der
abgeschlossenen Vollkommenheit seiner Fassade, oder das Verlangen
des Bauherrn, uras ihn bewog, das Wesentliche derselben an dem
schönen Palast auf Piazza Scossacavalli zu wiederholen. (Später PaLb
Girau d, jetzt Turlonia benannt). Das Wichtigste aber sind die Unter-
schiede zwischen beiden; es wird nicht bloss ein Stück aus dem lau-
gen Horizontalbau der Cancelleria wiederholt , sondern die geringere
Ausdehnung zu einer ganz neuen Wirkung benützt; das Erdgeschoss
höher und strenger, die obern Geschosse niedriger, die Fenster des
mittlern grösser gebildet. Das Portal auch hier neuer und schlecht I);
der Hof ein überaus einfacher Pfeilerbau mit Bogen und Pilastern.
Auf die einfachsten Elemente reducirt findet man Bramantds Pa-
lastbaimrt in dem zierlichen kleinen Hause eines päpstlichen Sehrei- C
bers Turinus gegenüber dem Governo vecchio. Wenn wir hier auf
Bramante wenigstens rathen dürfen, so ist dagegen der ihm wirklich
zugeschriebene Pal. Sora (jetzt Caserne, unweit Chiesa nuova) dasd
Werk eines Stiimpers jener Zeit.
Endlich war Bramante der glückliche Meister, Welcher dem vati- ß
canischen Palast seine Gestalt geben sollte. Seit Nicolaus V
hatten die grössten Architekten (S. 172) Pläne gemacht; durch Un-
Die Portale der Renaissance haben vorzüglich, seit das Fahren allgemeine
Sitte wurde, den breitem Barorlcporlalen weichen müssen. In Neapel (S. 196, g)
wan-u es von jeher breite und hohe Einfahrten.
B. Cicerone. 20