Volltext: Architectur (Bd. 1)

Bramantcvs spätere Werke. 
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Die erste Stelle wird hier wohl dem grossen Bramante von 
Urbino nicht streitig gemacht werden können (geb. 1444, welches 
das Todesjahr Brunellescds ist; f 1514; bekanntlich Oheim oder Ver- 
wandter Rafaels). Er hat noch den ganzen Styl des XV. Jahrhun- 
derts in schönster Weise mit durchgemacht und in den letzten Jahr- 
zehnden seines Lebens den Styl der neuen Zeit wesentlich geschaffen. 
An Höhe der Begabung, und an weitgreifendem Einiluss ist ihm-bis 
auf Michelangelo keiner zu vergleichen. 
Seine frühere Thätigkeit gehört der Lombardie an (Seite 199). 
Es ist mir nicht möglich zu entscheiden, wie vieles von den ihm dort 
zugeschriebenen Bauten ihm wirklich gehört; in der Umgegend von 
Mailand wird sein Name, wie gesagt, ein Gattungsbegriü.  Fra- 
gen vvir, was er aus dieser oberitalischen Tradition mitbrachte, so 
ist es (im Gegensatz die Florentiner) die Vorliebe gegen den ge- 
gliederten Pfeiler, für kühnwirkende halbrunde Abschlüsse und hohe 
Kuppeln, Elemente, welche die lombardische Frührenaissance aus ihrem 
Backsteinbau (S. 151, 203) entwickelt hatte. Seine Grösse liegt nun 
darin, dass er in der spätem Zeit seines Lebens diese Alles seinem 
hohen Gefühl für Verhältnisse dienstbar machte. 
Von den Gebäuden, welche Bramante kurz vor und unter Julius II, 
überhaupt in seiner spätem Lebenszeit ausführte, sind die ausserhalb 
Roms gelegenen dem Verfasser nicht oder nur aus Abbildungen be- 
kannt: die Kirche von Loretto mit Ausnahme der Kuppel; die Santaa 
casa in dieser Kirche; der bischöfliche Palast daselbst; S. Maria delb 
Monte in Cesena; endlich S. Maria della Consolazione in Todi. Diee 
letztere muss, nach den Stichen zu urtheilen, eines der in sich voll- 
kommensten Gebäude Italiens sein; über vier (von innen und aussen 
mit zwei Pilasterstellungen bekleideten) Halbrotunden, welche die Arme 
eines griechischen Kreuzes bilden, erhebt sich eine hohe Kuppel (deren 
Cylinder ebenfalls von innen und aussen mit Pilastern versehen ist). 
Das Ganze durchaus ein Hoehbau, beträchtlich schmaler als hoch, 
selbst die Lanterna ungereehnet. 
Unter den römischen Bauten gilt als die frühste, vom Jahr 1504, 
der Klosterhof bei S. M. della Pace (links von der Vorderseited 
der Kirche, durch eine Strasse davon getrennt) 1]. Dieserkleine ver- 
1) Ganz in der Nähe zwei gute Häuserfassarlen derselben Zeit.
	        
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